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NATURERLEBNIS NEUSEELAND - IM LAND VON AOTEAROA

VON MAG. PETER BRUGGER

 
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Champagne Pool (C) Foto Julius Maori-Schnitzkunst (C) Foto Julius Mitre Peak (C) Fyle, stock.adobe.com Picton, Südinsel (C) Foto Julius
 

Eine Reise durch Neuseeland ist wie eine Reise um die halbe Welt: Grünes Hügelland, dichter Urwald und weite Flusstäler, Südsee-Strände, Gletscher und die schneebedeckten Gipfel der Südalpen wechseln als topographische Facetten einander ab; Geysire und Vulkane erinnern daran, dass die Erde in diesem stürmischen, niederschlagsreichen Land, in dem der Mensch eher eine Nebenrolle spielt, noch längst nicht zur Ruhe gekommen ist.

Neuseeland ist ein Einwandererland: Die ersten Immigranten kamen vor etwa tausend Jahren aus Polynesien und nannten das Land Aotearoa ‘Land der langen, weißen Wolke’. Sich selbst gaben sie den Namen ‘Volk des Landes’ - Tangata Whenua, wie es in ihrer eigenen, der Maori-Sprache heißt. Dann, vor erst 150 Jahren, siedelten sich Europäer an. Beide Gruppen haben das Gesicht des Landes am ‘schönsten Ende der Welt’ verändert, aber sie haben es nicht geschafft, das Land zu zähmen. Die urtümliche Natur in allen Variationen hat hier gesiegt. Neuseeland ist mehrfach ‘anders’: zwanzigmal weniger Einwohner pro Quadratkilometer als bei uns und zwanzig mal mehr Schafe als Einwohner. Die Gletscher reichen bis zu den tropischen Regenwäldern und Schnee fällt auf Orchideen. Der einzige Bergpapagei der Welt, der Kea, hat sich dieser eigenwilligen Situation bestens angepasst und sorgt für ein zusätzliches Highlight im ohnedies kaum zu übertreffenden Schönheitsspektrum der mit einem alpinen Rückgrat ausgestatteten Südinsel.

Geologische Entstehung
Das aus drei Haupt- und zahlreichen Nebeninseln bestehende Archipel startete seine geologische Geschichte vor rund 150 Mio. Jahren, als sich der südliche Gondwana-Kontinent vom nördlichen Laurasia trennte. Südamerika, Afrika, Indien, die Antarktis und Australien bildeten einen Superkontinent, der später auseinanderbrach und aus dem sich vor 80 - 90 Mio. Jahren als ein Block Australien, Neuseeland und die Antarktis bildeten. Vor 70 Mio. Jahren trennte sich hievon Neuseeland, vor rund 50 Mio. Jahren löste sich die Antarktis von Neuseeland und begann südwärts zu driften. Da in den letzten 80 Mio. Jahren die Gebirge nicht nur gebildet, sondern auch abgetragen wurden, lagerten sich zu beiden Seiten Seiten der Gebirgsflanken große Gesteinsmassen auf dem Meeresboden ab. Kalke, Sandsteine, Grauwacken und Schotterfluren bilden riesige Küstenebenen, die lediglich durch die bis heute andauernden Vulkanausbrüche und die damit verbundene Ablagerung eruptiven Materials unterbrochen werden. Reste der ursprünglichen Tierwelt überlebten auf den zahlreichen zersplitterten Inseln und zeugen noch heute von jener Zeit, als Neuseeland mit anderen Teilen Gondwanas eine Einheit bildete. Im Spättertiär kam es auch hier - wie in unseren Alpen - zu einer Auffaltung, aus der die Südalpen gebildet wurden. Der Prozess begann vor rund 25 Mio. Jahren und dauert bis heute an. Das dabei entstandene Faltengebirge stellt den südlichsten Zipfel des westpazifischen Feuerrings dar, der sich von Neuseeland über den Kermadec- und Tongraben, über Melanesien und den Marianengraben bis nach Japan erstreckt. Die Randlage Neuseelands trug dazu bei, dass sich die Indisch-Australische Kontinentalplatte, an deren Rand sich die beiden Inseln befinden, im Bereich der Südinsel (Marlborough Sounds) unter und im Bereich der Nordinsel (Rotorua) über die pazifische Platte schiebt, wobei außerdem noch Seitenverschiebungen dazu beitragen, dass Neuseeland auch heute noch ein Land ist, in dem es in der Hauptstadt Wellington jährlich bis zu 130 kleinere und größere Erdbeben gibt, und in dem man vor allem auf der Nordinsel alle Facetten vulkanischer Erscheinungen hautnah miterleben kann. Für das heutige Landschaftsbild sind die durch die riesigen Gletscher ausgeformten Täler im Bereich der Alpen, vor allem im Fjordland Nationalpark von besonderer Bedeutung, wo solche Trogtäler durch den postglazialen Meeresspiegelanstieg ertranken und zu Fjorden wurden, wie wir sie aus Norwegen kennen. Die Alpenseen östlich der großen Gebirgskette sind ebenfalls das Ergebnis der ausschürfenden Arbeit der Eisströme, die vom Alpenhauptkamm Richtung Meer zogen.

Westland Nationalpark - im Reich der Gletscher: Eisiges Rückgrat der Südinsel
Von den 60 großen Gletschern, die sich durch den 117.000 ha großen Westland-Nationalpark ziehen, in dem immerhin 21 Dreitausender zu bewundern sind, sind vor allem der Fox-, der Franz-Josef- und der insgesamt 29 km lange Tasman-Gletscher berühmt. Gespeist werden diese Eismassen vom Regen und vom Schnee, der hier, an der Westseite der Gebirge, reichlich fällt. Bis zu 7.700 mm Niederschlag werden jährlich gemessen - eine Garantie dafür, dass neben den Eismassen auch paradiesisch anmutende Regenwälder tiefe Eindrücke beim Besucher hinterlassen. Seit Ende der letzten Eiszeit vor 14.000 Jahren zogen sich die Gletscher um bis zu 2 km zurück. Die dabei entstandenen Täler sind heute mit üppiger Vegetation und zahlreichen Wasserfällen übersät. Im Bereich der Vegetationszonen sind auch hier heiße Quellen zu finden, die ebenfalls zur Dichte und Fülle der Vegetation beitragen. Der Franz-Josef-Gletscher, der durch bis zu 300 m mächtige Eismassen besticht, wurde 1865 vom österreichischen Geologen Julius von Haast, der in Neuseeland die Ertragfähigkeit von Kohleflötzen untersuchen sollte, nach seinem Kaiser benannt.

Mount-Cook-Nationalpark
Von bestechender Schönheit ist auf der Südinsel aber auch noch der Mount-Cook-Nationalpark, der an den Westland-Nationalpark angrenzt und in dem 140 Gipfel eine Höhe von mehr als 2100 m aufweisen. Die ‘Krone der Südalpen’ wird überragt vom namengebenden Gipfel des Mt. Cook, der mit seinen 3.764 m den Namen Aorangi - ‘Wolke im Himmel’, den er von den Maori erhalten hatte, durchaus verdient. Geologen errechneten, dass ohne die abtragende Wirkung von Regen und Wind die Südalpen mittlerweile eine Höhe von mehr als 18 km erreicht hätten. Nur die Erosion konnte verhindern, dass Neuseeland noch keinen Kontakt zur Stratosphäre herstellen konnte. Erst am Weihnachtstag des Jahres 1894 konnten drei Neuseeländer diesen Berg, der aufgrund der ständigen Wetterumstürze besonders gefürchtet ist, erstmals besteigen. Damit begann die Tradition neuseeländischer Bergsteiger, die in Edmund Hillary, dem Erst-Bezwinger des Mt. Everest, ihren bisherigen Höhepunkte hatte.

 
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