Die Insel der Kraft – smaragdgrünes Irland
In Zeiten wie diesen können wir nur im Kopf verreisen, und daher sind viele meiner Gedanken jetzt bei Irland, meiner zweiten Heimat, dem Land, in dem ich wie in keinem anderen Kraft und Ruhe tanken kann. Manche suchen die lebendigen Pubs, in denen man nie lange allein an der Bar herumhängt – es sei denn, man signalisiert, dass man grad in Weltschmerzmodus ist und in Ruhe gelassen werden will. Da gab es in den alten irischen Pubs extra die so genannten Smugs, Heinrich Böll hat das mal trefflich „Einzelsäuferkoje“ genannt. Reden kann man über alles, schimpfen auch, aber noch besser lässt es sich gemeinsam singen und tanzen -dann wird es oft eng in den berühmten Public Houses, kurz Pubs. Es gibt sie aber auch, die Weite Irlands, die die längste Zeit ihrer Geschichte unberührt bleiben durfte und daher heute auch so einen tiefen Frieden ausstrahlt. Gerade in Zeiten der Unsicherheit sind die sattgrünen Wiesen, auf denen die weißen Wollschafe weiden, die Möwen auf der Suche nach Futter vom tiefblauen Meer aufsteigen und alte irische Cottagehäuser nur dann und wann das Idyll stören, Labsal für die Seele. Immer schon war Irland das Land der Denker und Dichter, die größten Schätze des Landes sind keine Kronen oder sonstige Machtsymbole, sondern Bücher. Und die Kreativität, die man gerade in der Einsamkeit am besten findet, stellt sich bei jedem neuen Irlandbesuch sofort wieder ein: liegt es an der frischen Luft, die kaum von Schwerindustrie verpestet ist, liegt es an den weltoffenen Menschen, die so ganz anders sind als ihre Nachbarn, die Engländer, liegt es einfach an der Natur rundherum? Ich kenne kaum ein anderes Land der Welt, dessen Menschen so viel lachen wie die Iren. Lachen steckt bekanntlich an, ist gesund und fordert den Geist heraus, immer weiter zu denken und auch die irrsten Gedanken noch fortzuspinnen. Das ist hier total normal. Da tut auch die wilde und sehr unruhige Geschichte Irlands nichts dagegen, denn die ist bekanntlich vorbei. Ich möchte daher einfach ein paar Fotos herzeigen, die für mich am besten diese Stimmung reflektieren: Es geht alles vorüber. Die Landschaft trotzt, die Menschen auch, und dabei haben sie nie die heitere Gelassenheit verlernt, die in Zeiten wie diesen so notwendig ist.
Mein Tipp: wenn jemand kreativ sein will, sollte sie/er sich nach Irland zurückziehen, am besten irgendwo in Meeresnähe. Hier hat man Ruhe, um abzuschalten und aufzutanken. Und wem dann abends doch die Decke auf den Kopf fallen sollte, der geht einfach ins nächste Pub – ich bin sehr sicher, dass sich die auch hier bald wieder füllen werden!