Kirgisien - Berge, Seen, Reiternomaden, Jurtenleben... und seit kurzem freundliches Reiseland für europäische Touristen.
Als ich letzten Sommer kurzfristig eine Kneisslreise in die ehemalige Sowjetrepublik leiten sollte, war ich natürlich interessiert, aber auch skeptisch. Einfach so, ohne viel Vorbereitungsmöglichkeit?
Die Informationen der beiden, ein paar Tage vorher mit Gruppe gestarteten Kollegen erwiesen sich als äußerst hilfreich.
Trotzdem warteten überall Überraschungen:
Oder haben Sie schon mal in einer ofenbeheizten Jurte in einem riesigen Edelweissfeld mit Bergseeblick übernachtet? Oder gleich nebenan auf über 3000m Seehöhe Reiternomaden beim Polotraining beobachtet, mit kopflosen Ziegen als Trainingsgerät? Selbst Kinder scheinen schon mit ihrem Pferd verwachsen zu sein und zeigen stolz ihre Reitkünste. Überhaupt - Pferde, wohin man blickt!
Und nach einer holprigen, verregneten Auffahrt im Russenjeep zum Basislager und einer erfrischenden Nacht auf 4000m Höhe
beim ersten morgendlichen Blick aus dem Zelt plötzlich die über 3000m hohe Eisflanke de Pik Lenin! Da erstarrt auch der bergerfahrene Alpenbewohner in Ehrfurcht.
Man muss es ja nicht gerade den internationalen Bergsportgruppen gleichtun, die von hier aus ihren Vertikalmarathon bis zum Gipfel auf 7134m "ersprinten"...
Vor der Abfahrt in niedrigere Gegenden noch ein kurzer Fotostop bei Nomadenfamilien. Das Zeitbudget ist zwar schon belastet, aber das Familienoberhaupt
besteht auf einen Jurtenbesuch, inklusive
Stutenmilch und selbsgemachtem Brot und Käse. Kirgisische Gastfreundschaft, und so viele Besucher kommen ja auch nicht vorbei, man freut sich miteinander.
Da, wo vor über 1000 Jahren schon die
Händler der Seidenstrasse durchgezogen sind, Reste der Karawansereien stehen noch, wartet die nächste Überraschung.
Eine 'russische' Sauna im bescheidenen Jurtencamp. 'Russisch' in allen Belangen,
dafür mit Naturfliesswasser gleich nebenan, auch für die Morgentoilette empfehlenswert. Über die andere Toilette schweigen wir.
A propos Seidenstrasse - den Abstecher nach Xin Jiang werden wir uns das nächste Mal wohl ersparen. Wunderschöne Landschaften und historische Städte an der Seidenstrasse bieten Einiges, mühsame Kontrollen und permanente Überwachung verleiden aber den Besuch. Und das ungute Gefühl, dass die Gerüchte von den tausenden eingesperrten Uiguren trotz gegenteiliger Behauptungen der Chinesischen Behörden doch stimmen könnten, sowieso.
Umso mehr freue ich mich auf das anstelle des Chinaausflugs geplante Ersatzprogramm in Tadschikistan.
Falls die Coronasituation sich bis zum kommenden Sommeŕ beruhigt hat und weitere Reisen zulässt. Eines kann man von den Kirgisen jedenfalls lernen - auch in schwierigen Zeiten Optimismus und Freundlichkeit bewahren!