„Wenige Länder werden mit so vielen Slogans behaftet wie Japan: ´Land des Lächelns` oder ´Land der aufgehenden Sonne` sind nur zwei der bekanntesten; tatsächlich heißt Japan/Nippon wortwörtlich ´Wurzel/Anfang der Sonne`. Vor allem aber ist Japan ein Land der Stille (wer jemals in einem japanischen Zug unterwegs war, kann das besonders bestätigen) und der Adaption. Mit Adaption meine ich die unglaubliche Fähigkeit der Japaner, äußere Einflüsse aufzunehmen, an ihre eigenen Bedürfnisse anzupassen und eine homogene Kultur zu formen. Wie Japan die volle Wucht der chinesischen Kultur absorbiert hat und Vieles konserviert und weitergeführt hat, was in China aufgegeben wurde, ist beeindruckend. Denn im Unterschied zum großen Nachbarn ist Japan extrem konservativ, im positiven wie im negativen Sinne. Es ist bewahrend und daher vielfach faszinierend archaisch.
Hinzu kommt die Hinwendung der Japaner zur Natur: Man lebt seit jeher in einem extrem seismisch belasteten Gebiet, kennt ihre zerstörerische Kraft, und hat auch deshalb eine Naturreligion entwickelt, die bis heute das Land prägt: Shinto, in dem die Natur mit überirdischen Wesen erfüllt ist, wo jeder Stein, jeder Baum Heimat eines göttlichen Wesens sein kann.
Man muss diese Zusammenhänge kennen, wenn wir den heiligen Hirschen in Nara und auf Miyajima begegnen, durch die Gärten des Nijo-Schlosses schlendern und von der 1000 Jahre alten Holz-Terrasse des Ishiyama-dera in eine Welt des Waldes hinausblicken. Und wenn wir uns in Shinto-Schreinen über mit Reisstrohseilen umgürtete Bäume wundern – heilig, natürlich. Nicht heilig, aber im Shinto wichtig, und das ist noch weniger bekannt, ist Alkohol, sprich Sake. Traditionell wurde Sake im sakralen Bereich gebraut und ist heute noch wichtiger Bestandteil vieler Shinto-Riten. Wir wundern uns daher nicht, dass wir in Shinto-Schreinen regelmäßig Sake-Fässer finden, immerhin waren diese die bevorzugten Gaben der Gläubigen.
In Takayama, einem der berühmtesten Zentren für Sake und Rindfleisch in Japan, werden wir mehr darüber erfahren, in Kyoto hingegen im Rahmen einer Zeremonie mehr über ein Getränk, das genau wie der Buddhismus aus China übernommen wurde – Tee.
Doch steht noch so viel mehr am Programm: die riesigen Bronzebuddhas von Kamakura und Nikko, die Hoffnung darauf, dass sich der Fuji nicht scheu hinter einem Schleier von Wolken versteckt, die Fahrt durch die japanischen Alpen an die Nordküste in das alte Feudalzentrum Kanazawa - und auch Japans kriegerische Vergangenheit: Erhaben im Falle der riesigen "Burg des Weißen Reihers" in Himeji oder der schwarzen Burg in Matsumoto, desillusionierend in Hiroshima und auch Nagasaki. Aber auch hier entstand wieder Leben aus Ruinen: Es gibt nur wenige lebenslustigere Städte in Japan als die beiden Opfer der Atombombenabwürfe.“
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