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VULKANE SüDITALIENS - DR. HANS STEYRER

 
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„Vedi Napoli e poi muori!“ sagen sie hier. Dass kein Neapolitaner von seiner Stadt weichen will, dass ihre Dichter von der Glückseligkeit der hiesigen Lage in gewaltigen Hyperbeln singen, ist ihnen nicht zu verdenken, und wenn auch noch ein paar Vesuve in der Nachbarschaft stünden - so Johann Wolfgang von Goethe in seiner `Italienischen Reise´.
Hier beginnen wir unsere Reise, in Neapel, diesem chaotischen und unvergesslichen Kunstwerk im Süden Europas. Hier werfen wir einen Blick in die Erde, in den Krater des Vesuvs, hier spüren wir, warum selbst die Götter den verheerenden Ausbruch im Jahre 79 unserer Zeitrechnung nicht verhindern konnten. Trotz der zahlreichen Heiligtümer und der in vielen Häusern gepflegten Kulte fielen die Städte um den Vesuv der Katastrophe zum Opfer. Pompeji wird uns faszinieren und nachdenklich machen. „Man hörte Weiber heulen, Kinder jammern, Männer schreien“ – mit drastischen Worten schildert Plinius der Jüngere die Katastrophe, als die Städte Pompeji und Herculaneum begraben wurden unter 20 m Asche und Bimsstein.
Über den Landweg geht es weiter durch den Cilento, wo wir die Bussento-Schlucht erwandern, ein Schutzgebiet des WWF und Rückzugsort für Tier- und Pflanzenarten, tauchen in Kalabrien ein und bewundern die schöne Stadt Tropea, die Perle des Tyrrhenischen Meeres.
Die Fähre ab Milazzo bringt uns in eine völlig andere Welt, in die Welt des Odysseus und seines Gastgebers, Äolos, des Gottes der Winde. Er hat den Äolischen Inseln ihren Namen gegeben hat. Geologische Prozesse, die weit über unser Fassungsvermögen hinausgehen, haben die Vulkaninseln im Tyrrhenischen Meer geschaffen, die `Sette Perle´, wie sie ihre Bewohner gerne nennen. Drei dieser Perlen lernen wir kennen. Stromboli – eine Insel, die ganz Vulkan ist, ein Gigant von mehr als 3000 Metern, von dem nur die Spitze zu sehen ist, daueraktiv seit mehr als 2000 Jahren.
Lipari, dessen Name an König Liparos erinnert, einen der frühen Eroberer des Archipels, empfängt uns mit herrlichen Landschaften, historischen Sehenswürdigkeiten und einer heimeligen Hauptstadt im genau richtigen Format. In einem der Lokale an der Marina Corta genießen wir, bewacht von der geschichtsträchtigen Akropolis hoch über dem Hafen einen der hervorragenden Weine der Inseln …
Die Besteigung des Gran Cratere auf Vulcano am folgenden Tag vermittelt uns ein surrealistisches Bild voller Dampf und Schwefel, begleitet von zischenden Solfataren und blubbernden Fumarolen nahe dem Strand.
Das Ballett der scaricatori di porto vor Augen und den Kapitän des Schiffes ob seines Könnens bewundernd, verlassen wir die Inseln mit der Fähre und erblicken nach knapp zwei Stunden Sizilien. Schon die Griechen hielten Sizilien für eine schwimmende, bewegliche Insel - geologisch gesehen ist das gar nicht so falsch, denn tatsächlich unterliegt das Eiland nach wie vor starken Erdverschiebungen. Die lebendige Erde zeigt sich aber vor allem in Form des größten Vulkanes Europas und eines der aktivsten weltweit: der Ätna erwartet uns! Fast 3000 Meter können wir hinunter blicken auf die Ostküste Siziliens. Wir wandern zum Abbruch des Valle del Bove, einem weiträumigen Hochtal am Südosthang des Vulkans Sizilien - eine gewaltige vulkanische Caldera, die das Resultat mehrerer großer Zusammenstürze und explosiver Ausbrüche im Zeitraum von mehreren 10.000 Jahren ist. Hier spüren wir ein letztes Mal auf dieser Reise, wie die Erde lebt und verstehen die Symbolik der Trinacria, wie Sizilien seit Homer heißt. Sie begegnet uns überall auf Sizilien: Um einen Mädchenkopf, umrahmt von Schlangen und kleinen Flügeln, laufen drei abgewinkelte Beine, die die Beweglichkeit der Insel symbolisieren: Das uralte Symbol des Sonnenrades erhielt auf Sizilien Gesicht und Namen. Das Frauenantlitz, zur Zeit der Griechen eine schreckliche Gorgonenfratze, verwandelten die Römer in ein Abbild ihrer Fruchtbarkeitsgöttin Ceres. Die Schlangen, Attribute des griechischen Gottes Äskulap, stehen für Weisheit und Gesundheit, die Flügel bedeuten geistige Regsamkeit und erinnern an Hermes, jenen fröhlichen, listigen Gott, den Beschützer aller Kaufleute, Diebe, Lügner und Betrüger, aber auch von uns Reisenden …“