„Das bei uns legendäre `Azorenhoch´ wird man auf den Azoren kaum antreffen, nicht einmal im Hochsommer, dafür aber eine zauberhafte Landschaft und eine katholisch geprägte Volkskultur; eine Inselgruppe, die tatsächlich noch ein Geheimtipp für Reisende ist.
Die zu Portugal gehörigen Azoren bestehen aus neun Inseln, die im Mittelatlantik breit verstreut liegen. Die östlichste (Santa Maria) ist von der westlichsten Insel Flores immerhin rund 600 km entfernt, etwas länger als die Luftlinie Wien – Bregenz. Aber die meisten Inseln sind winzig, Corvo ist die kleinste: Hier leben nur 430 Einwohner auf einem Gebiet, das in etwa die Fläche der kleinsten Gemeinde Österreichs hat. Kurios. Isolierter als hier kann man auf dieser Welt kaum leben.
Aber diese Inselwelt verströmt einen besonderen Zauber, der – wenn einmal verspürt – für immer bleibt. Es sind diese eindrücklichen Landschaften, `Feueröfen´ eigentlich, weil jede Insel vulkanischen Ursprungs ist und diese nur vorübergehend ruhen. Überzogen sind die Inseln von einem variantenreichen GRÜN, mit vielen ungewöhnlichen Blütenpflanzen dazwischen, wobei die dominantesten eingeschleppt wurden und eigentlich eine Bedrohung für das lokale Ökosystem darstellen. Und auch die Gewässer um die Azoren sind ein Refugium für eine außergewöhnliche Tierwelt. Für Besucher aus Österreich ist eine Walbeobachtungsfahrt fast ein Muss und eine Sichtung eigentlich garantiert.
Wer seine Reise auf die Azoren sehr sorgfältig plant, der sollte zum Fest Senhor Santo Cristo dos Milagres nach Ponta Delgada auf São Miguel kommen, das am fünften Sonntag nach Ostern gefeiert wird. Dann wird das berühmteste Heiligenbild der Inselgruppe, eine hölzerne Christusfigur aus dem 16. Jahrhundert, ein Ecce-Homo durch die blumengeschmückten Straßen der größten Stadt der Inselgruppe getragen. Es ist ein üppiges, farbenprächtiges und stimmungsvolles Fest, zu dem traditionellerweise 1000e ausgewanderte Azorianer in ihre ehemalige Heimat zurückkehren und mit Familie und Freunden feiern.
Ich war 1994 zum ersten Mal auf den Azoren und war sofort von diesem besonderen Zauber und dem berührenden portugiesischen Charme geflasht und bin es bis heute. Damals sah die Inselwelt aber auch noch anders aus und sie war wirklich sehr schwer erreichbar. Ein bisschen ist sie das bis heute, was eigentlich ein Garant dafür ist, diese versteckte Welt noch länger etwas versteckt zu halten.“