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OMAN – SULTANAT AUS 1001 NACHT

VON SABINE UND SEPP PUCHINGER

 
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Oman, Wadi Tiwi (C) dudlajzov - stock.adobe.com Bilad Zayt (C) Kylie - stock.adobe.com Strand von Salalah (C) Anton Eder Wahiba Sands (C) Mag. Guenter Gruener Misfat Al Abriyeen (C) Hemis - Alamy Stock Photo
 

Oasen, Wadis, einsame Strände, endlose Dünen und viele Naturschätze, dazu Orientflair in den Souks und der Reiz von Muscat. Im Oman lebt der Zauber Südarabiens.

Es duftet nach Gewürzen, exotischen Früchten und Weihrauch am Basar von Nizwa. Händler preisen ihren Schmuck, Ton- und Kupferwaren an, schwarz verschleierte Frauen huschen in weiten Umhängen zielstrebig von Geschäft zu Geschäft. Schleierzwang besteht im Oman längst nicht mehr, doch Traditionen werden bewahrt. Nebenan am Viehmarkt geht’s lautstärker zu. Frauen und Männer bieten ihre Tiere zum Kauf an, Schafe, Kühe und Ziegen werden gehandelt. Orientalisch heftig, doch fair wird gefeilscht. Hose, Jacke und T-Shirt sind bei den Männern verpönt, zum Dresscode gehören wallende Dishdashas - weiße knöchellange Gewänder - und natürlich die bunt bestickten Rundkappen. Nur der Krummdolch am Gürtel wurde längst abgelöst, dort hängt heute das Smartphone samt Halfter. Und nach dem Markt geht’s statt auf dem Kamel mit dem 4x4 nach Hause. Das sind typische Szenen aus dem Oman, man lebt hier recht bequem und sicher in einem wunderbaren Mix aus Moderne und Tradition in Südarabiens schönstem Land. Dafür war vor allem der erst 2020 verstorbene weise Sultan Qaboos verantwortlich, der Stammesfehden beendete und den Geldsegen der Ölmilliarden vernünftig verwaltete. Da er auch Wohlstand nach dem Versiegen des Ölwunders anstrebte, investiert man im Oman in Bildung und Infrastruktur. Rekordjagd wie in Dubai? Nein, danke! Dubai mit seinen westlichen Superlativen ist kein Vorbild. Man lächelt über bewohnbare Palmen, Unterwasserhotels und Indoorschipiste im benachbarten Manhattan des Orients. Vielmehr setzt der Oman auf nachhaltige Entwicklung, in Alltagskultur und Architektur soll arabisches Erbe bewahrt werden. Im Tourismus bemüht man sich auf hohem Niveau dem Gast Kultur und Natur näher zu bringen. Dazu kommt das oberste Gebot im Sultanat: Niemand soll hungern, niemand soll betteln, alle zufrieden sein.  

3 x Muscat
„Welcome in Muscat“ steht in riesigen Lettern inmitten einer grünen Wiese. Daneben rollen Geländewagen und Limousinen über eine mehrspurige Autobahn an der modernen Sultan Qaboos Moschee vorbei Richtung City. Die Metropole wird durch mächtige ­Gebirgszüge in drei Stadtteile geteilt, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: einerseits Greater Muscat mit dem Kommerzbezirk Ruwi samt Wolkenkratzern, Shopping Malls und Neonreklame, andererseits das historische Muscat in den engen Buchten von Mutrah und Alt Muscat. Mutrah vermittelt eine angenehm arabische Atmosphäre, an der eleganten Corniche erinnern prächtige Bürgerhäuser mit feinem Schnitzwerk an die Vergangenheit als Handelsmacht. Am Hafen bieten frühmorgens Fischer am Markt ihre frische Ware an, in Gehdistanz entfernt liegt der überdachte Souk, wo alles zu erstehen ist: von Gold- und Silberschmuck bis zu Gewürzen.

Des Sultans Bucht
Noch märchenhafter wirkt Alt Muscat. Wie im Bilderbuch wird der enge Hafen von zwei riesigen Forts begrenzt. Blickfang Nummer 1 ist natürlich der in Blau und Gold schimmernde Sultanspalast. Zudem begeistern das prächtige Stadttor Bab al Kabir, edle Moscheen – und die Ruhe. Das Regierungsviertel wirkt wie ein verschlafenes Dorf aus 1001 Nacht. Wer ein edles orientalisches Hotel erleben möchte, sollte südwärts zum Al Bustan ­Palace fahren - kein Vergleich zum Las Vegas Stil von Dubai.

Wellnessoase Nakhl
Nördlich von Muscat gehört die Al Batinah Ebene zu den fruchtbarsten Regionen des Sultanats. Nakhl und Rustaq sind Bilderbuchoasen. Quellwasser lässt in Nakhl ­riesige Haine mit Dattelpalmen gedeihen. Die ­Quelle ist Treffpunkt und Badeplatz zugleich: die Bewohner füllen ihre Wassereimer und balan­cieren sie geschickt auf dem Kopf nach Hause, Kinder plantschen im Wasser, Ziegen und Hühner kommen auf Umtrunk. Und am Abend werden die Thermalquellen der Region zu Wellnesszentren. Viel ursprünglicher und vielfältiger kann man eine Oase kaum erleben. Einen spektakulären Panoramablick über tausende Palmen bietet das mächtige Fort, das auf einem sechzig Meter hohen Felsen thront, restauriert wurde und als Museum zugänglich ist. Über 700 dieser mächtigen Wehrburgen gibt es im Berg­oman zu bestaunen. Früher dienten sie den Stämmen als Verwaltungssitz und Bollwerk, heute geben sie als Museen Eindrücke alter Wohnkultur.

Offroad auf 3000 m
Verlockend majestätisch thront das Hajjar Gebirge über dem Nordoman. Wir ent­schließen uns im Allradfahrzeug zu einer Durchquerung auf kleinen Pisten. Einen Tag dauert diese Tour, führt vorbei an Bergoasen, wundersamen Wadis mit Naturpools zum Schwimmen und tief eingeschnittenen ­Canyons. Als Höhepunkt wartet tags darauf die Fahrt ins Wadi Ghul. 15 km führt eine neue Piste tief ins Massiv des Jebel Shams hinein, die Felswände ragen 1500m senkrecht ­empor. Am Talgrund leben Menschen in einer anderen Zeit. Sie bewirtschaften das kleine Oasenparadies mit Obst- und Gemüsegärten, verspinnen traditionell die Schafwolle zu Teppichen - und scheinen immer Zeit zu haben, um Fremde zu Kaffee und Tratsch einzuladen. Hat man so noch vor vierzig Jahren gelebt, archaisch und ­paradiesisch zugleich? Ein Dorf aus 1001 Nacht? Keine Sorge, das Wadi Ghul wurde nicht „vergessen“, ist durch die Piste, Strom und sauberes Quellwasser in den „modernen Oman“ integriert, aber die Leute ziehen das einfache Leben in der Schlucht einem Dasein in der nächsten Wohnsiedlung vor. Kaum aus der Schlucht draußen, wartet tausende Meter höher das nächste Highlight. In langen Serpentinen schlängelt sich die Straße rauf zum Gipfelplateau des 3009 m hohen Jebel Shams, der höchsten Erhebung des Oman. Es bieten sich majestätische Ausblicke auf das wild zerklüftete Hajjar Gebirge. Noch spektakulärer ist der Blick in die Tiefe. Der Ausdruck „Grand Canyon des Oman“ scheint angesichts der Riesenschlucht nicht übertrieben zu sein.

Teurer Duft
Im Landesinneren nahe Nizwa ist das kleine Birkat al Mauz unser nächster Stopp. Üppig grün wie im Garten Eden breiten sich rings um den Ort terrassierte Felder mit Dattelpalmen, Mango- und Zitronenbäumen aus. Das vor rund 2.500 Jahren ersonnene System der Falaj Bewässerungskanäle ist hier noch intakt! Während das restaurierte Fort als Museum dient, bröckelt die malerisch gelegene Lehmstadt am Berghang dahin. Die Bewohner haben im neuen Dorf bessere Lebensbedingungen gefunden, sind abgewandert. Birkat bietet auch Zugang zum 2000 m hohen Saiq Plateau, wo die pinkfarbenen Zwergrosen gezüchtet werden. Das Rosenöl ist zusammen mit Weihrauch Grundstoff für eines der edelsten Parfums der Welt – Amouage. Im schmucken Bleikristallfläschchen angeboten kosten die Spitzenprodukte oft weit über 1000 Euro.

1000 Sterne Hotel
Wahiba Sands ist eine kleine Wüste. Trotzdem hat es bis 1949 gedauert, ehe sie der Forscher Wilhelm Thesiger als erster Europäer mit einer Karawane durchquerte. Die Nähe des Meeres macht Wahiba Sands einzigartig, mehr als 200 verschiedene ­Arten von ­Vögeln, Reptilien und Säugetieren leben hier, Pflanzen finden genügend Wasser und Dunst zum Überleben. Uns locken die Einsamkeit und Stille, wir genießen die Unend­lichkeit und das magische Rot der Dünenkämme im Abendlicht. Übernachtet wird im Wüstencamp unter 1000 Sternen. Der Rückweg führt durch weite Wadis, vorbei an Beduinenzelten. Prompt erfolgt bei einem Lager die Einladung zu Tee und Datteln. Stolz zeigt uns Sayed seine Kamelherde - selbst im 21. Jh. ist die Herde der wichtigste Besitz von Beduinen. Wie alle Wüstenbewohner bekam auch seine Familie unter dem Sultan eine freie Wohnung in der nächsten Stadt zugesprochen, die nützt man aber nur zeitweilig. Beduinen lieben das einfache Wüstenleben und die Freiheit. Außerdem gibt es mit dem Handy ein einfaches Kommunikationsmittel. Und Schulbildung für die Kinder? Auch das ist kein Problem, der älteste Bub fährt sie mit dem Pick up zur Schule. Er hat zwar keinen Führerschein, denn bei Beduinen in der Wüste gilt noch immer „learning by doing“.

Sindbad lässt grüßen
Zurück an der Küste lebt im Städtchen Sur die große Seefahrertradition des Oman fort. In den Werften werden Dhaus, die traditionellen, hölzernen Segelboote, repariert. Diese Schiffe wurden über Generationen ohne Planvorlage und Nägel gezimmert. Von hier brachen jahrhundertelang Händler Richtung dem fernen Mombasa auf, um mit Gewürzen, Elfenbein und Sklaven Handel zu treiben. Bis zur sagenhaften Insel Sansibar reichte der Einfluss! Durch den Tourismus erleben die Holzschiffe heute als romantische Segler vor den Küsten ein Revival.

Tränen Allahs
Im großen Süden warten die versteckten ­Geheimnisse des Sultanats: über 1000 Kilometer menschenleere Traumküste, mittlerweile feine Hotelerie, die endlose Sandwüste Rub al Khali - und natürlich das legendenumwobene Städtchen Salalah samt den „Tränen Allahs“. So wird Weihrauch genannt, der als dicker milchiger Saft aus knorrigen Bäumen gewonnen wird. Die legendäre Weihrauchstraße nahm am Südzipfel Arabiens ihren Anfang.

In aller Ruhe schlendern wir durch den Weihrauchsouk, besorgen Souvenirs, genießen den nahen Strand vor den Toren der Stadt und blinzeln in die untergehende Sonne. Das ist der wahre Luxus des Oman.

Sabine und Sepp Puchinger

 
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