Australien wird oft auch als der ‚rote Kontinent’ bezeichnet. Wer in den großen Städten an der Küste ankommt, sei es Perth oder Sydney, Melbourne oder Adelaide, wird sich jedoch verwundert die Augen reiben, hat doch die Beschaffenheit der Städte, mit ihrem großzügigen Parkanlagen und den gepflegten, grünen Gärten, so gar nichts mit der Vorstellung vieler Leute von der australischen Landschaft gemein. Man erwartet öde, leere Landschaften, von der Sonne vertrocknet und ausgedörrt, kaum ein Grashalm wächst. Doch weit gefehlt. Nicht nur in den Städten und Küstenregionen ist Australien ein grünes Land, selbst im wüstentrockenen Herzen des australischen Kontinents findet man eine erstaunlich vielfältige Flora. Natürlich gibt es Gegenden Australiens, in denen kaum Pflanzen gedeihen – eine der trockensten Gegenden ist etwa die große Nullarbor-Plain im Grenzgebiet zwischen Süd- und Westaustralien oder die karge, nur von Gibbersträuchern bewachsene Region um die Opalstadt Coober Pedy. Doch das rote Herz Australiens, vielfach symbolisiert durch den Ayers Rock, beherbergt unzählige Pflanzenarten, die sich an das Leben in dieser regenarmen Gegend perfekt angepasst haben. Doch zunächst möchte ich auf die einzigartigen Sehenswürdigkeiten dieser Region eingehen. An vorderster Stelle muss man hier mit Sicherheit den Ayers Rock nennen. Uluru heißt er bei den Pitjantjatjara, den Ureinwohnern, die seit jeher an seinem Fuß lebten. Übersetzt bedeutet das ‚Schattenplatz’ und schon diese Übersetzung unterstreicht die mythologische Bedeutung, die der Felsen seit Jahrtausenden für die Aborigines besitzt. Seit 1985 sind die Pitjantjatjara wieder offiziell im Besitz des Uluru, ein zwischen dem Nationalparkservice und den Ureinwohnern geschlossener Vertrag schreibt ihnen jedoch vor, auch weiter Touristen in ihr Gebiet zu lassen.
Zur gleichen Zeit wurde auch das ursprüngliche Resort etwas vom Felsen wegverlagert, sodass sich Yulara heute etwa in 20 km Entfernung befindet. Geologisch betrachtet ist der Ayers Rock ein sog. Inselberg, d.h. dass hier die härteren Gesteinsschichten der Erosion widerstanden haben, während der Sand der Umgebung weggeweht wurde. Der Sandstein, aus dem der Fels besteht, entstand bereits im Präkambrium, als sich auf dem Grund eines Binnenmeeres Sand ablagerte. Vor 340 – 310 Mio. Jahren wurde dieser Sandstein durch Faltungsbewegungen an die Erdoberfläche gedrängt und in den folgenden Jahrmillionen verwitterte die Umgebung und ließ den Felsen zurück, der ehemals wohl der Sattel eines hohen Gebirges war. Nur etwa 40 km vom Uluru entfernt befinden sich die sog. Olgas, von den Aborigines Kata-Tjuta (viele Köpfe) genannt. Das Konglomeratgestein dieser Formation, die für die meisten Besucher optisch interessanter ist als Uluru, entstand vor etwa 600 Mio. Jahren und kam mit der gleichen Faltung an die Oberfläche, die auch den ‚Bruder’ Ayers Rock entstehen ließ. Auch hier war in den folgenden Jahrmillionen die Erosion am Werk, doch die Zerklüftung ist hier stärker zu spüren und so entstanden 32 kleinere und größere Felskuppen. Die Wanderung durch das ‚Valley of the winds’ bietet heute vielleicht die beste Möglichkeit, dieses Massiv näher kennen zu lernen. Wer sich vom Wandern etwas ausruhen möchte, dem sei das Kulturzentrum empfohlen. In diesem architektonisch sehr gelungenen Bau erfährt man interessantes über die Kultur der Traumzeit und die Bedeutung, die der Uluru für die Aborigines besitzt. Schon seit ewigen Zeiten treffen sich die Clans der Pitjantjatjara und der Yakantjatjara, um an verschiedenen Plätzen am Fels ihre Zeremonien abzuhalten. Seitdem man den Fels an die Ureinwohner zurückgegeben hat, hat man auf dem Wanderweg rund um den Uluru einige besonders heilige Plätze geschaffen, die Touristen nicht betreten und fotografieren dürfen - die Strafen sind erheblich. Der Aufstieg auf den Felsen ist zwar immer noch erlaubt, wird jedoch von den Aborigines nicht gern gesehen. An Tagen mit extremer Wettersituation wird der Pfad auch oft gesperrt, weil es durch unvorsichtige Kletterer immer wieder zu Unglücksfällen kommt.
Die Gegend um Alice Springs wurde zuerst von John MacDouall Stuart erforscht. Dieser kleine Schotte ist vielleicht der bedeutendste australische Entdecker, nicht umsonst trägt die Straße zwischen Darwin und Adelaide heute seinen Namen. Er erlitt unsagbare Qualen, ehe es ihm auf seiner dritten Expedition 1862 schließlich gelang, den Kontinent von Nord nach Süd zu durchqueren und damit einer Telegrafenlinie den Weg zu ebnen, die schließlich Australien mit der Welt verband. Seine beiden großen Konkurrenten, die von Melbourne aus gestarteten Robert O’Hara Burke und William John Wills, kamen bei ihrem Versuch einer Nord-Süd-Durchquerung auf dem Rückweg tragisch ums Leben. Auch Stuart war dem Tod nahe, als er in Adelaide ankam und von der Bevölkerung frenetisch gefeiert wurde. Er benannte etliche markante Punkte im Landesinneren und entlang des Stuart Highway trifft man auf unzählige Hinweise zu Stuarts Reisen.
Die MacDonnell-Range, den großen Gebirgszug, der sich westlich und östlich von Alice Springs durch das Land zieht, benannte Stuart nach dem damaligen Gouverneur von Südaustralien. Das Gebirge, dessen höchste Gipfel auf über 1.500 m ansteigen, ist auch eines der beliebtesten Ausflugsziele von Alice Springs, der bedeutendsten Stadt im roten Herzen. Mehrere attraktive Schluchten, die im Lauf der Jahrtausende durch das hier - für australische Verhältnisse - reichlich vorhandene Wasser geschaffen wurden, sind in einem weiten Umkreis um Alice Springs zu finden. Streng genommen ist schon in Alice Springs eine dieser Schluchten zu finden. Lange war man bei der Planung der Telegrafenlinie nicht ganz sicher, wo der beste Durchgang durch die MacDonnell Range zu finden sei, schließlich entschied man sich für die Heavitree Gap des Todd River, wenige Kilometer südlich des Zentrums von Alice Springs. Die spektakulärste Schlucht ist zweifelsohne Standley Chasm, knapp 40 km westlich von ‚The Alice’. In die enge Schlucht fällt nur mittags Sonnenlicht, so steil ragen die Felsen auf.