Norwegen / Norge - Weg nach Norden. Seefahrer suchten sehr früh den Weg entlang der norwegischen Küste zum Eismeer. Mehr als 25.000 km Küstenlinie – und das ohne Inseln – macht das Land auch heute noch zu einer Seefahrernation. Ein echter Norweger verbringt seine Freizeit (mit Familie) entweder auf der Berghütte oder am Meer.
Oslo
Meist aus zeitlichen Gründen reisen viele Norwegenbesucher nicht seefahrerisch, stilgerecht mit dem Schiff an (von Kiel könnte man in 20stündiger Überfahrt nach Oslo reisen und so eine der schönsten Einfahrten durch den 80 km langen Oslofjord erleben), sondern mit dem Flugzeug. So beginnen auch einige der Kneissl-Touristik-Postschiff-Reisen mit einem Flug nach Oslo (einige nach Bergen).
Schon bei der Busfahrt ins Zentrum der norwegischen Hauptstadt Oslo beeindrucken die vielen modernen Bauten, die in den letzten Jahren entstanden sind. Die 709.000 Einwohnerinnen und Einwohner verteilen sich auf ein riesiges Stadtgebiet mit einer Ausdehnung von 22 x 20 km. Viele Parks und über 200 Bauernhöfe (in einem wohnt die königliche Familie), eine U-Bahn auf den Holmenkollen, mit der man im Winter zum Skilaufen fahren kann, sowie eine Bienenautobahn (cirka alle 250 m gibt es Bienenkästen) stehen im Kontrast zu architektonisch interessanten Gebäuden. Die Gegend um den Hauptbahnhof war jahrelang eine Baustelle. Es hat sich ausgezahlt: Heute liegen nebeneinander die im Jahr 2008 fünf Monate vor Plan fertiggestellte Oper, die Deichmann Bibliothek aus 2020 und das 2021 eröffnete Munch Museum. Unsere Reisegruppe wohnt in Hotels in unmittelbarer Nähe, was viele Unternehmungen möglich macht. Wir spazieren durch die Fußgängerzone in der Karl Johans gate mit Domkirche, Parlament (Storting; die Abgeordneten sitzen hier nicht nach Fraktionen, sondern nach Regionen), königlichem Schloss, Rathaus (jährlich wird hier der Friedensnobelpreis verliehen), dem mit Fjordwasser gekühlten Nationalmuseum, beim Rückweg spazieren wir über die Flaniermeile Aker Brygge am Oslofjord.
Richtung Bergen
Nach einem reichhaltigen norwegischen Frühstück fahren wir mit der Bergen Bahn über 470 km von Null auf 1.222 m in Finse. Durch landwirtschaftliche Gebiete und fast unbemerkt geht es immer höher hinauf und vorbei an Wintersportorten. In der kargen Hardangervidda leben unter anderem Polarfüchse, ein ideales Gebiet für die Population, denn manchmal sind die Seen noch mit Eisschollen bedeckt. Diese liefern im Winter den Rohstoff für die Instrumente des Eisinstrumente Festivals. Nach cirka 7 Stunden Fahrt wird Bergen die Hauptstadt des Fjordlands sowie die „Stadt des Regens“ mit 287.000 Einwohnern erreicht. Die angeblich 27 Regenarten führen pro Jahr zu einer Niederschlagsmenge von 2000 mm, aber es gibt auch sehr viele sonnige und milde Tage.
Bei einer kurzen Stadtrunde sehen wir die Speichergebäude aus der Hansezeit und den Fischmarkt – und unser „Zuhause“ für die nächsten Tage: ein Schiff von Hurtigruten oder von Havila Kystruten.
Einschiffung
Nach der Sicherheitsunterweisung werden die Kabinen bezogen, die einfach und zweckmäßig sind und mit luxuriösen Kreuzfahrtkabinen nicht vergleichbar. Dafür sind es auch nur einige hundert Menschen, die an Bord sind, und man ist Gast auf einem Verkehrsmittel, das nach wie vor einen wichtigen Lebensnerv Norwegens darstellt. Die Schiffe sind im Liniendienst unterwegs und transportieren neben Fahrgästen auch Güter sowie Kraftfahrzeuge. Von Bergen bis zum Wendepunkt in Kirkenes werden 34 Häfen angelaufen. Man kann zusehen, welche Güter ein- oder ausgeladen werden oder wie der Großvater seine Enkelin vom Schiff abholt. Es kann auch sein, dass der örtliche Kindergarten kurz einmal das Schiff besucht. „Kystliv“, wie die Norweger sagen.
In den frühen Morgenstunden geht es beim westlichsten Punkt Norwegens vorbei, dem Westkap. Weil es hier manchmal unruhige See gibt, soll ein 1,7 km langer Schiffstunnel gebaut werden, der auch für große Schiffe nutzbar ist.
Ålesund und Trondheim
Von der Jugendstilstadt Ålesund geht es im Sommer in den Geirangerfjord und im Herbst in den Hjørundfjord. In den restlichen Monaten bleibt das Schiff bis zum Abend in Ålesund und man kann durch die nach dem Stadtbrand 1904 im Jugendstil wiedererrichtete Stadt bummeln, über 418 Stufen den 189 m hohen Aussichtsberg Aksla erklimmen, und einen Ausflug in das Aquarium oder das sehr interessante Sunnmøre Museum mit rund 50 Gebäuden und Schiffen aus der Region unternehmen.
Trondheim liegt am milden Trondheimsfjord und ist mit seinen mehr als 212.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Norwegens. Ein Spaziergang entlang des Nidelvs – der Fluss umgibt die Stadt - vorbei an bunten Speicherhäusern führt zur mächtigen Krönungskirche, dem Nidaros Dom (die norwegischen Könige werden allerdings nicht gekrönt, sondern gesegnet).
Am Polarkreis
Nachdem wir den Trondheimsfjord verlassen, ändert sich die Gegend markant. Anstelle von grünen Wiesen sehen wir nun markante Felsformationen und überfahren bei 66° 33` und 51“ am nächsten Morgen den Polarkreis. Neben der beeindruckenden Landschaft gibt es Wale (sehr häufig Schweinswale, manchmal aber auch Buckelwale und Orcas) sowie viele Vögel (unter anderem Seeadler und Papageitaucher) zu entdecken.
Von Bodø (2024 gemeinsam mit dem Salzkammergut und Tartu in Estland europäische Kulturhauptstadt) geht es über den Vestfjord zur Inselkette der Lofoten. Nach der Abfahrt in Svolvær um 22.20 Uhr passieren wir den engen Raftsund und wenn es die Wettersituation zulässt, gegen Mitternacht den Trollfjord. Ein mystisches Erlebnis – von der engen Fahrrinne aus, kann man die hohen Felswände fast angreifen und am Ende thront der gut 1000 Metter hohe Trolltindan. „Vor allem bei düsterem Wetter schauen da von allen Ecken und Enden die Trolle herab“.
Am nächsten Tag führt die Strecke von 8.00 bis 23.00 Uhr durch ein Gewässer, das eher an den Hallstädtersee erinnert als an das Nordmeer.
Zahlreiche Expeditionen in die Arktis und Antarktis sind in Tromsø gestartet und auch heute noch ist die 78.000 Einwohnerstadt Ausgangspunkt für derartige Unternehmungen. Überall ist Roald Amundsen präsent, jener Norweger, der am 14.12.1911 mit seinen Mitstreitern als erste Menschen am Südpol war. Aber auch Österreicher haben ihre Spuren hinterlassen. Im Juni 1872 startete hier die österreichisch/ungarische Nordpolarexpedition unter Carl Weyprecht und Julius Payer. Zu besichtigen ist die Eismeerkathedrale, die man über die 1,2 km lange Tromsøbrücke erreicht. Vielleicht bleibt Zeit für ein Mack Öl – ein Bier im urigen Kellergewölbe der lokalen Brauerei als krönenden Tagesabschluss.
Das Nordkap
Das schmackhafte Nordkap-Buffet bereitet schon auf den morgigen Besuch des Nordkaps vor. Der Ulls- und Lyngenfjord umschließen die 100 km lange Fjellkette der Lyngsalpen mit bis zu 1.800 m hohen Bergen. Wir fahren am Nordrand der arktischen Tundra und die Gegend wird zunehmend karger. Auf der Insel Magerøy befinden wir uns rund 2.100 km vom Nordpol entfernt. Ein eigener Bus bringt uns zum Nordkap, das sich auf 71° 10`und 16“ befindet. Da das Nordkap auf einer Insel gelegen ist, liegt der nördlichste Festlandpunkt Europas etwas östlicher in Kinnarodden (71° 08′ 01″ nördlicher Breite). Im Sommer sehen wir viele Rentiere - sie werden jährlich im Frühjahr auf die Insel Magerøy gebracht und weiden im Sommer auf der Insel. Im Herbst sind sie stark genug und schwimmen wieder zurück auf das Festland.
In den kleinen Häfen sehen wir überall Fangkörbe, mit denen die Königskrabben gefangen werden. Sie erobern ausgehend von Russland die Meeresböden und sind dort eine Bedrohung für andere Meeresbewohner. Der Vorteil: sie können gefangen und für gutes Geld an die Gastronomie verkauft und verspeist werden.
Schlafen kann man bei dieser Reise eher weniger: Im Sommer muss die Mitternachtssonne bewundert werden, von Herbst bis Frühjahr sind die Nächte lang, aber vielleicht unterbrochen, weil es ja das Nordlicht zu bestaunen gibt.
Wendepunkt Kirkenes
Am 6. Tag erreicht das Schiff Kirkenes, den Wendepunkt der Reise. Der Ort liegt im Dreiländereck (Russland ist nur 10 km und Finnland 35km entfernt). Entweder geht man hier von Bord oder fährt auch südgehend weiter. Das Schöne dabei: die meisten Häfen, die nordgehend bei Nacht angelaufen worden sind, sind nun am Tag zu sehen.
Direkt am Eismeer werden kleinste Orte angelaufen. Hier ist die Hurtigrute noch ein besonders wichtiger Faktor beim Transport von Menschen und Gütern. Am nächsten Tag genießen wir den für uns in Hammerfest bereitgestellten Bus, der es uns möglich macht, alle wichtigen Highlights zu sehen. Unter anderem die moderne Kirche und der Aussichtsberg Salen, der uns den Blick auf die Stadt, unser Schiff, die umliegenden Inseln und das Gasverflüssigungswerk eröffnet. In diesem Werk wird das durch eine Pipeline aus der Barentssee strömende Erdgas bei -160 Grad abgekühlt und verflüssigt. 600 m³ Erdgas wird dabei auf 1 m³ LNG (verflüssigtes Erdgas) komprimiert und dann mit Tankschiffen abtransportiert. Das dabei entstandene CO2 wird in die in der Barentssee entstandenen Hohlräume gepumpt.
Die mitternächtliche Einfahrt in Tromsø ist zu jeder Jahreszeit schön. Hier kann in der Kirche ein Mitternachtskonzert besucht werden. Am nächsten Morgen geht es durch eine sehr seichte und enge Rinne, die Risøyrenna. Das Wasser ist dabei blau, türkis. Am Nachmittag besuchen wir in Stokmarknes das Hurtigrutenmuseum. 1893 gründete hier Kapitän Richard With die Hurtigruten. Zuerst verkehrten die Schiffe von Trondheim bis Hammerfest, später von Bergen bis Kirkenes. Als die Schiffe nach Corona wieder den Vollbetrieb aufgenommen haben, wurden sie in den Häfen von den Einheimischen mit Musik euphorisch begrüßt.
Lofoten
Mit Abstecher in den Trollfjord geht es durch den Raftsund nach Svolvær, der Hauptstadt der Lofoten. Die Kneissl Gruppe fährt mit dem Bus von 18.30 bis 22.30 Uhr über die Inselgruppe, besucht dabei unter anderem den Fischerort Henningsvær und bekommt einen Eindruck von der Inselwelt. Im Winter fährt das Schiff entlang der Küstenlinie. Überall sind die ehemaligen roten Fischerbehausungen (Rorbuer) zu sehen, die nun an Touristen vermietet werden. Außerdem die Trockengestelle aus Holz, auf denen der von Jänner bis März gefangene Kabeljau (=geschlechtsreifer Dorsch) zwei bis drei Monate lang getrocknet wird. Von hier wird er vor allem nach Südeuropa und bis nach Afrika geliefert. Gott sei Dank schmeckt er wesentlich besser, als dies der Duft erwarten lässt, solange der Fisch zum Trocknen hängt.
Entlang der wunderschönen Helgelandsküste mit Blick auf die Ausläufer des mit 370 km² zweitgrößten norwegischen Gletschers Svartisen (Schwarzeisgletscher) geht es zum Mittelpunkt Norwegens.
Retour in Trondheim und Bergen
Am nächsten Morgen sind wir wieder in Trondheim und für Frühaufsteher geht sich ein flotter Spaziergang auf die Festung Kristiansten aus, die einen großartigen Blick auf die Stadt, den Fjord und die umgebende Landschaft bietet. Am Nachmittag fahren wir dann in einen der bestgeschützten Häfen, Kristiansund. Von dieser 24.000 Einwohnerstadt aus werden zahlreiche Öl- und Gasplattformen entlang der Küste betreut.
Am letzten Tag der Reise erreicht das Schiff Bergen um 14.45 Uhr, um dann um 20.30 Uhr neuerlich die nordgehende Reise zu beginnen.
Die bunte Stadt Bergen mit dem Bryggene Ensemble (Speicherhäuser aus der Hansezeit; hier wurde unter anderem der von den Lofoten stammende Stockfisch umgeschlagen), dem Fischmarkt, den vielen Museen bildet den Abschluss dieser traumhaften Reise. Das gemeinsame Abendessen und der Blick vom 320 m hohen Aussichtsberg Floyen wird noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht umsonst wird die Reise als die „schönste Seereise der Welt“ bezeichnet. Jede Jahreszeit hat ihren Reiz. Der Herbst lässt das Land in den schönsten Farben erstrahlen. Der Winter mit den langsam länger werdenden Tagen hat einen besonderen Reiz. Von Herbst bis Frühjahr besteht die Chance, das Nordlicht (Aurora Borealis) zu bewundern. Wenn das Land im Frühjahr im Süden bereits erblüht, kann es im Norden noch Schnee geben. Bei den Sommerreisen stehen 24 Stunden Tageslicht zur Verfügung.
Kneissl Touristik bietet ganzjährig Gruppenreisen mit Schiffen beider Reedereien an, wobei zwischen einer gesamten Tour über Oslo und mit dem Schiff von Süd nach Nord und retour sowie Touren von Bergen nach Kirkeness gewählt werden kann.
Wir wünschen Hurtigruten (sieben Linienschiffe) und Havila Kystruten (vier Linienschiffe) immer eine handbreit Wasser unterm Kiel.