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PREUßENS PRACHT UND GLORIA – FONTANE, BISMARCK UND DER ALTE FRITZ

VON MAG. JüRGEN FLICK

 
Starte Diaschau
Rathaus, Brandenburg an der Havel (C) Alamy  Tangermuende, Elbtor (C) Alamy  Kloster Chorin (C) M & G Therin-Weise - stock.adobe Torgau, Schloss Hartenfels (C) stock.adobe.com
 

Unendlich viele Namen sind mit Preußen verbunden, dabei ist der Begriff selbst vielfach definierbar. Für uns Österreicher ist Preußen hauptsächlich das Land Brandenburg, das größte „neue“ Bundesland, wir schauen aber auch in den Norden von Sachsen-Anhalt, nach Südost-Mecklenburg und Nordsachsen, um ein „rundes“ Bild des Zentrums eines ehemaligen Staates zu bekommen, dessen Name bei uns oft verteufelt, in Teilen Norddeutschlands aber geradezu verklärt wurde.
 
Fontanes Land
Einer, der das Land wie kein anderer beschrieben hat, war Theodor Fontane, ein Sohn der Stadt Neuruppin, oft als die „preußischste aller preußischen Städte“ bezeichnet. Fontane erkor seine Heimat nicht nur oft genug zum Rahmen seiner Romane, sondern war auch ein unermüdlicher Erkunder derselben. Noch heute sind die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein Leitfaden für alle, die der Welt der Aristokraten und Junker näherkommen wollen. Der vielleicht berühmteste Vertreter dieser Gruppe, Otto von Bismarck, ist ein Sohn des Städtchens Schönhausen an der Elbe.
 
Im Herzland Bismarcks
Ein Blick auf das Herzland des letzten großen Rivalen der Habsburger offenbart uns eine unerwartete Vielfalt: Die ersten Kristallisationspunkte der deutschen Ostsiedlung finden wir ebenso wie Hansestädte, absolute Höhepunkte der Backsteingotik und -romanik, herausragende Schlossbauten, aber auch die noch teils slawisch (sorbisch) geprägte Niederlausitz mit dem Spreewald.
 
Residenzstadt und Backsteingotik
Dabei beginnen wir gleichsam am Ende: Potsdam, UNESCO-Welterbe und bis 1918 Residenzstadt, erstrahlt wieder (fast) in altem Glanz, weshalb wir ihr nach der Ankunft auch den größten Teil des ersten Tages widmen. Dabei steht nicht nur Sanssouci auf dem Programm, sondern auch das vielleicht noch eindrucksvollere Neue Palais sowie ein genauer Blick auf die Innenstadt bis zum Schloss Cecilienhof. Am 2. Tag dann der 2. Höhepunkt: Die vielfach unterschätzte Stadt Brandenburg besitzt noch viel Mittelalter in seinen 3 Stadtkernen und bringt uns bereits zu den ersten Höhepunkten der Backsteingotik. Die Bedeutung des Raumes Brandenburg-Magdeburg als Ausgangspunkt der deutschen Ostmission ist bis heute nicht zu übersehen. Abgesehen von den Kathedralen der beiden Städte sind auch Kloster Lehnin als Grablege des Geschlechts der Askanier und die einstige Bischofsburg Ziesar herausragende Beispiele für die frühe christliche Durchdringung des ostelbischen Raums.
 
Von der alten Mark zu den neuen Residenzstädten
Von Magdeburg, der Stadt Ottos des Großen, geht es in die Altmark, die Ursprungsregion der Mark Brandenburg: Eine der unberührtesten Landschaften im Osten Deutschlands, deren Höhepunkte es in sich haben: Tangermünde, Stendal und Havelberg bieten Herausragendes! Weit nach Norden kommen wir in die Prignitz, ins Ruppiner Land und ins Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte – das Gebiet, das literarisch wohl am häufigsten portraitiert wurde und dessen Orte besonders malerisch an den zahllosen Gewässern liegen: das barocke Neustrelitz und Rheinsberg, das Jugendidyll des Alten Fritz und Schauplatz von einem der beiden Bestseller Tucholskys sind hier besonders zu nennen.
 
Von Neubrandenburg …
Mit Neubrandenburg erreichen wir jenes Gebiet, das am stärksten von den Wirren des 2. Weltkriegs betroffen war. Im Zug des Vormarsches nach Berlin haben vor allem die mittelalterlichen Hauptzentren wie Prenzlau und Frankfurt/Oder gelitten, deren architektonische Hauptwerke (die beiden Marienkirchen und das Frankfurter Rathaus) aber der kompletten Zerstörung entgingen und gesichert wurden. Vor allem die beiden Marienkirchen, Hauptwerke der Backsteingotik, sind mittlerweile wieder komplett aufgebaut und geben einen guten Eindruck vom einstigen Reichtum der Hansestädte. Dazwischen warten aber auch vom Krieg unbeeinträchtigte Orte wie Burg Stargard, das malerische Angermünde oder die grandiose Klosteranlage Chorin.
 
… in die Niederlausitz
Geradezu einen Stilbruch erleben wir in der Niederlausitz: Hier stoßen wir auf Sorben, Katholizismus, Fürst Pücklers Landschaftspark vor den Toren Cottbus‘ und natürlich den Spreewald, dieses Mosaik aus Wald und Wasser, das aber auch das Tor zum sächsisch-brandenburgischen Grenzraum darstellt. Und auch diese Region überrascht, bietet dieser ebenfalls ländlich geprägte Raum doch Renaissance vom Feinsten, sei es in der wunderschönen Altstadt von Torgau oder im Schloss von Doberlug-Kirchhain, wo bereits der sächsische Einfluss greifbar wird. All das ändert sich jedoch wieder schnell. Kaum haben wir den Fläming, jenen sanften Höhenzug im Südwesten Brandenburgs erreicht, dominiert wieder der Backstein, wie in Jüterbog, wo Mittelalter und Backsteinarchitektur erneut ein malerisch-spektakuläres Ensemble bilden.

 
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