Großartige Städte, grandiose Kunst, wunderbares Essen und Trinken – Flandern ist ein wunderschönes Reiseland!
Auf einer Fläche von nur etwa 13000 km² (also etwa Tirol, ganz Belgien hat 30000 km²) erwartet uns eine Überfülle an Kunst und Kultur. Flandern, eigentlich ganz Belgien, ist geprägt von großartig angelegten Städten (höchster Urbanisierungsgrad Europas), von grandiosen Hauptplätzen mit schönen Rathäusern, unübersehbar hohen, schlanken Glockentürmen (Belfriede), wunderbaren Kirchen („Wo Kirchen Berge sind“, singt Jacques Brel), Palästen, Museen und dazwischen: „flaches Land – mein Flanderland“ (Jacques Brel – Übersetzung Liesbeth List).
Beginnen wir vielleicht in Brüssel, was nicht ganz richtig, aber natürlich auch nicht falsch ist. Denn Brüssel ist die Hauptstadt von ganz Belgien (auch von Europa) und eine offiziell eigenständige Region – eine Enklave innerhalb der flämischen Region. Mittelalterliche Stadtbaukunst und Moderne - alles kann man hier erwandern, erleben.
Wir schauen in das moderne Brüssel und beginnen beim Gelände der EXPO 1958. Das wichtigste Symbol dieser Weltausstellung ist das imposante Atomium, eine milliardenfache Vergrößerung des Kristallmodells des Eisens - 102 Meter hoch: Ein kleinstes Teilchen (nämlich ein Atom) wurde als großes Haus zum Betreten gebaut!
Im Europa-Viertel schlägt das Herz der EU. Wir besuchen natürlich auch die Gebäude der EU - die wichtigsten Entscheidungszentren der Europäischen Union, Arbeitsplatz für zehntausende EU-Beamte. Es sind gleichzeitig interessante moderne Architekturdenkmäler - etwa das Europäische Parlament, die Europäische Kommission, der Europäische Rat.
Bedeutender, schöner aber ist das historische Zentrum mit dem wunderbaren Grand Place mit gotischem Rathaus, einem fast 100 Meter hohen Belfried. Rundum gibt es wunderbare, beeindruckende barocke Zunfthäuser – jedes einzelne mit interessanter Geschichte. Dieser Grand Place mit seiner geschlossenen Fassadenfront gilt zurecht als einer der prächtigsten und harmonischsten Plätze Europas.
Nicht weit entfernt agitiert das eigenartige „Muss“ und Wahrzeichen Brüssels – das Manneken Pis, nur 61 Zentimeter hoch ist diese Bronzestatue. Dennoch wurde es zu einem Symbol für Brüssel und Belgien, dieser Umstand wird in Ausstellungen immer wieder thematisiert. Die Statue gilt als Zeichen für Meinungsfreiheit, Widerstandsgeist und demokratische Werte. Und die Statue wird von Zeit zu Zeit eingekleidet - angeblich gibt es mehr als 950 verschiedene Kostüme ...
KÜNSTLER!!!!
Brüssel ist auch eine Stadt der bedeutenden Museen, Kunstliebhaber besuchen die Königlichen Museen der Schönen Künste, die Sammlung Magritte, das Museum zu Ehren von Jacques Brel oder das Museum zu Ehren des Schöpfers der Comicfigur Tin Tin, Hergé.
Natürlich gibt’s eine Kathedrale, den königlichen Palast, schöne Straßen, Einkaufspassagen, Gassen, Parks und Plätze!
Und dazwischen immer wieder unzählige Bars, Restaurants, Lokale mit den Köstlichkeiten Belgiens – das gilt natürlich für alle Städte Belgiens/Flanderns. Vor allem aber ist Brüssel auch eine Hauptstadt des guten Essens und Trinkens – nicht weit entfernt vom Grand Place kann man eine der berühmten Essgassen, die doch etwas touristische Rue des Bouchers, besuchen. Ein Restaurant reiht sich an das andere.
Letztlich ist ganz Brüssel Lokalzone mit oft interessantem, schönem Interieur.
Berühmt und fast unvermeidlich sind etwa die Moules frites – Muscheln mit Pommes frites in verschiedensten Varianten und immer köstlich.
Wunderschön und entspannend ist es, diese bei einem Kanal (am ehemaligen Hafengelände) zu genießen – etwa bei der Katharinenkirche.
Dazu passt fast immer auch belgisches Bier – berühmt, variantenreich und sehr bekömmlich – daher hat es auch seinen Platz auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO!
Neben der Hauptstadt warten noch viele andere besuchenswerte Städte auf uns! „Brügge sehen und sterben?“, war der Titel eines Filmdramas, das in der mittelalterlichen Kulisse der Innenstadt von Brügge spielt.
Und diese Stadt ist wunderschön zum Sehen, Spazierengehen, Staunen und – nicht zum Sterben, sondern zum Leben, Erleben...
Die Grachtenstadt Brügge („Venedig des Nordens“) ist eine mittelalterliche Bilderbuchstadt und die größte Stadt Westflanderns. Im Spätmittelalter waren die Stadt und die ganze Region ein bedeutendes Zentrum der Textilindustrie und des europäischen Handels. Seit damals gehört Brügge zu einer der wirtschaftlich und kulturell reichsten Städte in Europa.
Es ist fast wie ein Traum, durch die auf diese Zeit zurückgehende Pracht zu schlendern - bei Tag und Nacht - oder sie bei einer Fahrt auf einem der vielen Kanäle auf sich wirken zu lassen ... Auf Schritt und Tritt wird die ehemalige und heutige Bedeutung und Schönheit lebendig – die Blütezeit erlebte die Stadt vom 12. - 14. Jh., damals war sie Mitglied der Hanse. Besonders sehenswert ist die Altstadt: der Markt mit Belfried (zeigte die Macht des selbstbewussten reichen Bürgertums und diente auch als Brandwache...), das prächtige Rathaus mit den umgebenden Palais und Bürgerhäusern, der Beginenhof (sehr selbstständige Frauen im Mittelalter, die weder heiraten noch in ein Kloster eintreten wollten...), grandiose Kirchen (etwa die Liebfrauenkirche mit Michelangelos Madonna oder die romanische Basilius-Kapelle mit der mystischen Heilig-Blut-Basilika). Jacques Brels Liedzeile „Wo Kirchen Berge sind und ihre Türme Stelzen...“) lebt.
Eindrucksvoll sind auch die prachtvolle Stadthalle und das Gruuthuse-Museum (wunderbare Kollektion von Wandteppichen, Gemälden und Skulpturen) oder das Groeninge-Museum („Flämische Primitive“ mit Werken von Jan van Eyck, Memling, Rogier van der Weyden...).
Voller Wunderwerke ist auch die Hauptstadt Westflanderns Gent (Sitz zahlreicher Regenten und Geburtsort von Karl V.) mit dem alten Hafen, der Burg Gravensteen, Zunfthäusern und Speichern, dem Rathaus mit Belfried, den Tuchhallen, Kirchen - vor allem der St.-Bavo-Kathedrale mit dem fast überirdisch schönen Genter Altar (mit Österreichbezug: im Salzbergwerk Altaussee von den Nazis gelagert und Gott sei Dank von den Amerikanern gerettet).
Der Genter Altar zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken der Welt. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1432 sind Millionen von Besuchern aus aller Welt nach Gent gereist, um das von Jan und Hubert van Eyck gemalte Altarbild zu sehen. Nach mehrjähriger Restaurierung erstrahlt es nun in neuer Pracht!
Aus diesem Grund ehrt Gent den großen altniederländischen Meister mit zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen und hat das Feierjahr für die „Flämischen Primitiven“ bis ins Jahr 2021 verlängert.
In nachdenkliche Stimmung versetzt einen Ypern - einst eine der schönsten flämischen Städte, im 1. Weltkrieg vollständig zerstört und originalgetreu wiederaufgebaut – ebenfalls mit großem Marktplatz, Belfried, mit Bürgerhäusern und den riesigen Tuchhallen. In diesen ist das ausgezeichnete Museum „In Flanders Fields“ mit interaktiven Erlebnisberichten über die grausamen Schlachten bei Ypern untergebracht. „Dann kämpft mein Land, mein flaches Land!“ trauerte J. Brel.
Natürlich gibt es auch eine schöne Küste mit gastfreundlichen Ortschaften und Städten und entsprechendem Strandleben, zum Beispiel Ostende oder De Panne, der Geburtsort des Strandsegelns.„Sooft die Nordseewogen an die Geesten schlagen,die Dünen ihnen stumm das feste Land versagen...“ dichtete Jaques Brel.
Aber zurück zu Kunst und Kultur – da lockt etwa die Mode-, Diamanten- und Rubensstadt Antwerpen (im 15. und 16. Jahrhundert sogar die größte Stadt der Welt) mit großartiger Stadtanlage, einem wunderbaren Großen Markt mit Rathaus, Brabobrunnen und den reich verzierten Zunfthäusern, schönen Museen, besonders dem großartigen Rubenshaus, in dem das Malergenie viele Jahre gewohnt und gearbeitet hat – erst vor kurzem wurde das einzigartige Museum mit dem Europa Nostra Award ausgezeichnet!
Aber auch die Glockenspielstadt Mechelen (eng verbunden mit Margarete von Österreich, Statthalterin der Niederlande) und Leuven, die lebendige Universitätsstadt, sind Highlights eines Aufenthalts im „Flanderland“.
Einen Aufenthalt ist sicher auch die Tuchstadt Kortrijk wert – wieder mit schönem Marktplatz (Grote Markt) oder mit den mächtigen Broeltürmen (Teil der ehemaligen Stadtbefestigung). Am interessantesten und reizvollsten ist aber wohl der große, harmonische Beginenhof (42 Häuser aus dem 13. Jahrhundert).
Auch ein Abstecher nach Nordfrankreich bietet sich an – hier liegt die alte Hauptstadt von Südflandern: Lille.
Die Altstadt ist eine Schatzkammer der Architektur! Die flämische, französische und spanische Vergangenheit der Stadt wird lebendig. Rund um den Grand Place mit der barocken „Alten Börse“ reihen sich Prachtbauten wie die Oper, die Handelskammer mit ihrem eindrucksvollen Belfried und das Théâtre du Nord. Gleich in der Nähe der Porte de Paris befindet sich das Rathaus, dessen markanter Belfried (UNESCO-Weltkulturerbe) schon von weitem sichtbar ist.
Nicht mehr Flandern, sondern in Wallonien ist man, wenn man noch einen Stopp in Tournai einlegt, der ältesten Stadt Belgiens (Merowingergründung). Besonders beeindruckend ist hier die großartige Kathedrale Notre-Dame - Meisterwerk der sogenannten Scheldengotik!
Und sonst?
Gaumenfreuden, köstlich und berühmt! Wer schätzt nicht die köstliche belgische Schokolade, die berühmten Waffeln, die wunderbaren Fisch- und Meeresfrüchtekreationen (Moules frites sind Nationalspeise) oder dazu passend ein Glas Bier - angeblich gibt es 1000 belgische Biervarianten!
Genießen Sie Flandern – und lassen Sie sich von den Chansons von Jacques Brel leiten.
Flandern – eine Traumreise!
Und wenn Sie kommen, dann - mit Jaques Brels Worten „lacht mein Land, mein flaches Land!“
Text von Mag. Leo Neumayer