Portugals einzigartige Süd- und Südwestküste mit kulturellen und landschaftlichen Besonderheiten
Fährt man von Lissabon Richtung portugiesischer Südküste, so passiert man nach den großen Weiten des Alentejo einen leichten, kaum wahrnehmen Hügelzug, bevor Schilder mit Sonnensymbolen entlang der Straße ankündigen, dass nun eine andere Region beginnt: die Algarve, die Sonnenküste Portugals. Tatsächlich merkt man auch landschaftlich einen Unterschied. Die Schieferberge der Serra do Caldeirão und die roten Erden des Barrocal sind deutliche Hinweise darauf, dass die Algarve sich irgendwie vom Rest des Landes unterscheidet.
Der Algarve
In Portugiesisch ist das Wort „Algarve“ männlich (also eigentlich „der Algarve“) und leitet sich vom Arabischen al-gharb („der Westen“) ab. Das ist ein Hinweis auf die längere Kulturprägung durch die arabisch-berberische Vergangenheit Südiberiens in diesem Teil des Landes. Erst im Hochmittelalter wurde die Algarve nämlich in das christliche Königreich Portugal eingegliedert. An einigen Stellen spürt man noch die über 500-jährige muslimische Geschichte des Landes. Baudenkmäler aus der Epoche sucht man aber vergeblich, ein paar Mauerreste an einigen Stellen sind noch vorhanden, große Paläste und Moscheen aber nicht. Das legendäre Erdbeben von 1755 („Erdbeben von Lissabon“) hat viel zertrümmert.
Postkartenmotive
Die Algarve ist eine sehr gegensätzliche Region Portugals. Die prachtvolle Südküste lockt zu Recht alle Welt an. Dort findet man die berühmten Postkartenmotive: bizarre Sandsteinfelsen zwischen schmalen Sandbuchten, Küstenhöhlen – wie die unvergessliche Höhle von Benagil - und an einigen Stellen Paläodünen und – ein ungewöhnliches Phänomen: brütende Störche auf Küstenfelsen, einzigartig auf der Welt. Cabo de São Vicente im äußersten Südwesten ist ein besonderer Sehnsuchtsort für viele Besucher. Der Blick auf die Weiten des Ozeans lädt ein, über die lange und wechselvolle Geschichte der portugiesischen Überseefahrten nachzudenken, die hier ihren Anfang nahmen und an vielen Stellen Thema von Ausstellungen, Informationstafeln und Statuen sind.
Im Hinterland
Ganz anders präsentiert sich das Hinterland der Algarve. Nur wenige Besucher verirren sich in die Einsamkeit der Täler, Hügel und Dörfer abseits der Küste. Eine blühende und manchmal vergessene Landschaft kann man hier entdecken, neben Orangenbäumen, Oliven, Feigen, Mandeln und Johannisbrot. Nicht wenige Häuser in den Dörfern stehen inzwischen seit einer Generation leer und verfallen, weil der Boom an der Küste Menschen zum Abwandern dorthin geradezu eingeladen hat. Manche meinen, dass man die ursprüngliche Algarve besonders hier, im Hinterland, erleben kann.
Küsten- und Bergwanderungen
Die Kneissl-WanderReise an der Algarve berührt Küste, Berge und Flusstäler gleichermaßen und bildet so die Vielfalt des Landes ab. So wandern wir den „Weg der sieben hängenden Täler“ und abschnittsweise den „Fischerpfad“ an der Rota Vicentina, beide zählen zu den schönsten Küstenwegen Europas. Auch kleinere Bergtouren stehen auf dem Programm: die Besteigung der Picota (773 m), des zweithöchsten Berges in der Serra de Monchique, und die Wanderung auf die Rocha da Pena (479 m), ein Tafelberg in einem Naturschutzgebiet.
Daneben besuchen wir auf der Reise aber auch kleine Städte und Dörfer, sehen Kirchen und Burgen am Weg und sind zudem bei Betrieben eingeladen, ihre Produktionsweise kennenzulernen (z.B. Salz- und Korkgewinnung). Ein kleiner Abenteuerfaktor ist ebenso dabei: auf einem Schnellboot erkunden wir die Steilküste und Küstenhöhlen von der Meeresseite und sehen – mit etwas Glück – Delfine und Orcas.
Kulinarische Genüsse
Auch die kulinarischen Genüsse der Region bleiben uns auf der Reise nicht verborgen: Wir lernen ein traditionelles Stockfischgericht in einem Landgasthof kennen, verkosten Medronho-Schnaps, der aus Früchten des Erdbeerbaums hergestellt wird, und essen am letzten Abend der Reise eine Cataplana, ein Fischeintopfgericht, für das die Algarve berühmt ist.
Dr. Franz Halbartschlager