Die Grüne Insel mit der schroffen Küste und dem schönen Licht fasziniert Literaten, Filmemacher und natürlich auch Urlauber. Wir fragen Irland-Reise-Expertin Elisabeth Kneissl-Neumayer, wo Sie Halt machen sollten.
Wer Irland sagt, der meint Dublin und die Pubs, Saint Patrick's Day und Bier. Wer Nordirland sagt, mein Belfast, Konflikt und vielleicht noch Titanic - denn die wurde hier gebaut und zu Wasser gelassen. "Ich habe den Film Titanic spurlos an mir vorüberziehen lassen", gesteht Irland-Reise-Expertin Elisabeth Kneissl-Neumayer. Darum hat sie auch nicht so recht gewusst, was sie mit dem Titanic Center, das gleich neben den Slipways gebaut wurde, anfangen sollte - und ob sie überhaupt etwas damit anfangen sollte. Das Thema birgt ja in der Tat das Potential, ins kitschig Theatralische abzugleiten. "Das ist zum Glück aber nicht der Fall", erzählt Elisabeth Kneissl-Neumayer, und man merkt ihr die Erleichterung darüber an.
"In einem einzigartigen modernen Bau befindet sich das Titanic Building Belfast, das didaktisch gut aufgebaut ist und seine Besucher regelrecht hineinzieht. Man hat alte Filme und Bilder herangezogen, um die wirtschaftliche Lage der Stadt zu beleuchten. Belfast war vor 100 Jahren Weltmarktführer bei der Herstellung von Seilen und Leinen und bekannt für seinen Schiffsbau." Vom Stapellauf bis hin zu den letzten Funksprüchen kann der Besucher selbst auf eine Reise an Bord der Titanic gehen." Elisabeth Kneissl-Neumayer etwa suchte in den Unterlagen nach Österreich, die an Bord waren und wurde auch fündig.
Die Rathäuser des Empire
Fündig wird man in Nordirland fast überall, wenn man schöne Plätze und freundliche Menschen sucht. Vom Nordirland-Konflikt ist kaum noch etwas zu spüren - auch wenn es in Belfast einzelne Straßen gibt, die deutlich daran erinnern. "In Belfast merken Sie die Veränderung der letzten Jahre und Jahrzehnte natürlich sehr deutlich. Was früher bedrückend war, ist heute eine interessante Metropole - mit einem umwerfenden Rathaus übrigens. Denn egal ob in Calcutta oder in Belfast, überall wurde im Empire gleich wuchtig gebaut." Weitere Höhepunkte der Stadt sind laut Elisabeth Kneissl-Neumayer das Ulster Museum, die Einkaufsstraßen und der Botanische Garten.
Sie reist mit uns in Gedanken schnell nach Ilnacullin und schwärmt von dem dort angelegten italienischen Garten. "Über den Shannon geht es in die Counties Cork und Kerry, wo fünf Halbinseln in den Atlantik ragen. Vom Golfstrom umspült, sind sie entsprechend rau, aber dafür wird es im Winter nie richtig eiskalt. Und so gedeihen dort die herrlichsten Gärten." Wundern Sie sich aber nicht, wenn Ihnen dort ganze Kamerateams entgegenkommen, denn auch die Filmemacher haben diese Gegend inzwischen für sich entdeckt. Cineasten denken nun sofort an "Ryans Tochter" - und haben natürlicht recht, dieser Film wurde zu großen Teilen auf Dingle, der nördlichsten Halbinsel gedreht.
Genießen an der Küste
Mit dem Slea Head Drive, den Felsen des Clogher Head und den "beehive huts" mit den weißen Sandstränden dazwischen ist diese Gegend auch die Heimat der schönsten Küstenlandschaften Irlands. Schroffe, raue Felsen kämpfen mit saftig grünen Wiesen und feinstem Sand um die Vorherrschaft. "Dingle ist ein schmucker Ort", wirft Elisabeth Kneissl-Neumayer ein, "und das wissen auch schon viele Touristen. Aber ich erinnere mich an ein hervorragendes Essen in einem der sehr guten Restaurants dort, dem Global Village Restaurant. Zugegeben, es war teuer - wie es immer ist, wenn man in Irland essen geht, aber von ausnehmend guter Qualität."
Whiskey - bitte mit e
Essen und Trinken hat in Irland eben Kultur. Denken wir nur an die gemütlichen Pubs, in denen man stundenlang sitzen und neue Leute kennenlernen kann, die bereitwillig bei einem Ale oder Whiskey von sich, ihrer Kultur und ihrem Land erzählen. Apropos Whiskey, wenn Sie schon am Giant's Causeway sind - und müssen wir nicht alle dort vorbekommen, wenn wir in Nordirland sind? -, dann besuchen Sie die Bushmills Distillery. Über dem Werk, das noch ganz im Glanz der Zeit seiner Entstehung zu stehen scheint, schwebt eine schwere, malzig duftende Wolke, die ihre Existenz aus den Kesseln im Inneren der Destillerie zieht. Für die Iren ist der Whiskey das "uisce beatha", das Lebenswasser - und mit so viel Engagement destillieren sie es auch.
Aber Achtung: Eine Führung durch die Destillerie mit anschließender Verkostung könnte auch Sie zum Whiskey-Liebhaber machen, der bei jedem Schluck zuhause dann plötzlich wieder die ganze Schönheit der Landschaft und die wunderbaren Begegnungen mit den freundlichen Iren vor dem geistigen Auge hat.