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GRIECHENLAND: THESSALONIKI / SALONIKI UND SEINE UMGEBUNG

VON MAG. LEO NEUMAYER

 
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Saloniki, Weisser Turm (C) stock.adobe Thassos (C) alexionas - stock.adobe Mosaik aus Pella (C) Design Pics Inc - Alamy Stock Photo Berg Athos (C) baldas1950 - stock.adobe.com
 

Einmal im Jahr zieht es mich nach Saloniki – obwohl die Stadt keinen Eiffelturm hat und keinen Petersdom, kein unausweichliches „Muss!“ …
Aber die Stadt hat Charakter, Geschichte, Lebendigkeit.
 
Saloniki ist die Hauptstadt der Region Makedonien, eine bedeutende Universitäts-, Kultur-, Industrie- und Hafenstadt - und Konkurrentin Athens.

Westen und Osten gehen und gingen hier eine fruchtbare Verbindung ein – schon in der Antike lag die Stadt an der bedeutenden Via Egnatia, einer wirtschaftlich bedeutsamen Straße von Rom nach Konstantinopel.
Thessaloniki oder Saloniki ist angeblich nach einer Halbschwester Alexanders des Großen benannt, schön am Meer gelegen, und beeindruckt mit dem interessanten und teilweise noch sehr ursprünglichen Altstadthügel, der Stadtmauer und offenherzigen - trotz vieler Krisen – freundlichen, frohen Menschen. Das eher moderne Stadtzentrum entstand nach dem riesigen Brand von 1890, in dem das europäische Viertel, zahlreiche Kirchen, Krankenhäuser und der Großteil des jüdischen Viertels mit seinen Synagogen niederbrannte. Den weitläufigen Aristotelou-Platz „verdanken“ wir einem weiteren gewaltigen Feuer im Jahr 1917, das die südliche Altstadt Richtung Meer zerstörte. Der ursprünglich Alexander-Platz genannte Platz beeindruckt mit schönen Arkaden, ansprechenden modernen Lokalen und Hotels. In der Mitte thront die Statue des namengebenden großen Philosophen, sie ist Treffpunkt, Zentrum, Fotomotiv und dementsprechend schön herausgeputzt. Dieser Universalgelehrte mit überragendem Einfluss auf das europäische Kultur- und Geistesleben wurde im Großraum Saloniki geboren (384 v. Chr., in Stagira – an der Ostküste der Halbinsel Chalkidiki). Die Lokale, Bars, Restaurants am Platz, entlang der Uferpromenade sind teuer, aber ­immer gut besucht.

MARKT UND KIRCHEN
Mich zieht es wenige Meter weiter in den alten Markt (Kapani-Markt) – da locken die Fülle der Waren und die Fülle des Lebens! Und dort gibt es auch Lokale mit Herz und Charakter. Dort sitze ich gerne mit Freunden, beobachte das Treiben, die Menschen, ihre Gesten, ihr Diskutieren, ihr Lachen, ihr Leben. Erst dort bin ich in Griechenland, in Saloniki angekommen - hier wohnt die Seele der Stadt. Und sie wohnt auch in den großen orthodoxen Kirchen (Demetrius Basilika, Hagia Sophia, Vlatades-Kloster), aber mindestens ebenso in kleineren, unbekannteren Gotteshäusern. Sie haben die Jahrhunderte überdauert, sind meist sogenannte Kreuzkuppelkirchen (als Grundriss ein griechisches Kreuz mit einer Kuppel). Der Glaube lebt dort und hat eine altehrwürdige Tradi­tion seit den Zeiten der Missionstätigkeit des Apostels Paulus. Im Byzantinischen Reich war Saloniki nach Konstantinopel die zweitwichtigste Stadt! Heute ist Saloniki mit gut 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Griechenlands, der Großraum zählt fast eine Million Menschen.

Die imposante Statue des berühmtesten ­Makedoniers, Alexander des Großen auf ­einem sich aufbäumenden Pferd, ist unübersehbar in Ufernähe. Das eindeutige Wahrzeichen der Stadt ist der Weiße Turm im Hafen der Stadt, der aus der venezianischen oder der frühen osmanischen Zeit stammt. Er hat eine bewegte Geschichte: Als Beobachtungsturm, Waffenlager, Gefängnis, Museum… Auch die antike Welt ist präsent, war Saloniki doch auch eine bedeutende Residenzstadt der Römer: Ein Wahrzeichen ist der Galeriusbogen, nicht weit vom Kassandreotiki-Tor entfernt. Der Bogen besteht aus einem Mauerwerkskern, der mit kämpfenden Marmorskulpturen verkleidet ist, er wird auch Kamara (Bogen) genannt. Der römische Kaiser Galerius (4. Jh. n. Chr.) gab den Bau des Bogens sowie der Rotunde in Auftrag. Die Rotunde war wohl als Mausoleum geplant, später war sie eine orthodoxe Kirche, in der osmanischen Zeit eine Moschee (das Minarett steht noch monumental daneben) und heute fungiert sie als Museum.

Vom 15. bis zum Beginn des 20. Jh. war die Stadt von den Osmanen beherrscht, eine lange Zeit mit einigen, nicht allzu vielen ­Erinnerungsorten, etwa die türkischen Bäder, ein wenig Orient in manchen Kaffeehäusern, Märkten … Mustafa Kemal Atatürk, der Vater der modernen Türkei, wurde hier geboren. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum, das dem Türkischen Konsulat angeschlossen ist. Einen ausführlichen Blick in die Vergangenheit gewähren das Archäologische Museum und das Museum für Byzantinische Kultur – die Sammlungen unterstreichen die kulturhistorische Bedeutung der Stadt. Auch Profanes ist wichtig: Legendär sind die beiden Fußballvereine mit starker Rivalität, Aris und Paok Saloniki.

IM UMLAND
Die Stadt ist auch ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung des Umlandes: Badefreudige sind bestens bedient mit Stränden auf der Halbinsel Chalkidike. Spirituell Interessierten kann man den Berg Athos empfehlen, der Besuch ist allerdings nur für Männer möglich. In Ouranoupoli befindet sich ein Hafen, von dem aus die Athos-Klöster versorgt werden. Von dort aus kann man auch eine Bootsfahrt entlang der Halbinsel unternehmen und grandiose Ausblicke auf die weltberühmten Klöster genießen.
Immer einen Besuch wert sind die wunderbar mir Grabbeigaben geschmückten und bemalten Gräber von Vergina, besonders das Grab von Philipp II. (Vater Alexanders des Großen), das erst 1977 und noch dazu unberührt entdeckt wurde. Der exquisite Grabbau unter einem Tumulus ist mittlerweile in ein eindrucksvolles Museum integriert (UNESCO-Welterbe). Hier lag wahrscheinlich die antike Stadt Aigai, Hauptstadt des Königreichs Makedonien. Auch die archäologische Stätte Pella ist sehenswert – vor allem die Reste des Königspalastes, in dem Alexander der Große geboren wurde, mit schönen Mosaiken und Wandmalereien. Pella war das Zentrum der Eroberungszüge unter Philipp II und Alexander.

Weiter im Osten lohnt die interessante Stadt Kavala einen Besuch. Die Handels- und Hafenstadt ist stark orientalisch geprägt. Besiedlung und Handel reichen weit zurück, auch hier spielte wiederum die Lage an der Via Egnatia eine entscheidende Rolle. Der Name Kavala erinnert an die Poststation, an der man als Reisender auf der Via Egnatia das Pferd (Cavallo) wechseln konnte. Es gibt bedeutende Sehenswürdigkeiten: das römische Aquädukt, Erinnerungsorte an den Apostel Paulus (Nikolaus-Kirche), das Imaret - ehemals Moschee, Koranschule und Armenspeisehaus, schön gelegen über dem fotogenen Hafen, heute Hotel, Restaurant, Kaffeehaus. Wir besuchen auch das Geburtshaus des Pascha Mehmet Ali, Gründer der letzten ägyptischen Königsdynastie, über allem thront die Zitadelle, im 15. Jh. auf den Grundfesten der antiken Akropolis errichtet.
Von Kavala aus gibt es Fähren auf die schöne, oftmals beschaulich beschriebene Insel Thassos mit netten kleinen Orten, schöner Küste, gutem Essen - vor allem Meeresfrüchten.

Mag. Leo Neumayer

 
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