Im wundersamen Land der Elfen und Trolle
Es hat schon seine Gründe, warum viele Isländer noch heute an die Existenz von Elfen und Trollen glauben - in der wilden Einsamkeit des Hochlands, den langen dunklen Wintern und den stürmischen Winden, die manchmal ganz eigenartige Geräusche und Schatten produzieren, muss es einfach Übersinnliches geben. Oder einfach, damit sie sich außerhalb der wenigen Städte nicht so einsam fühlen. Trolle - das sind eher ungepflegte, kauzige Nachtschwärmer, die, sobald sie ein Sonnenstrahl erwischt, zu Stein erstarren - kann man als solche auch in jedem Touristenshop auf der Insel erwerben. Elfen hingegen nicht, obwohl sie die Nähe der Menschen suchen. Aber sie sind unsichtbar. Damit haben sie mit ihrer Heimat ein bisschen was gemeinsam. Island ist betörend schön, nur sieht man´s manchmal nicht.
Natur pur - mit Hochstimmung durchs Island-Tief
Das Island-Tief, unsereins meist nur als ungeliebter Gegenspieler des Azoren-Hochs bekannt, deren Ausläufer auch unser Wetter maßgeblich bestimmen, ist ständiger Begleiter während einer Reise rund um die zweitgrößte Insel Europas. Ist aber alles Ansichtssache. „Schaut euch diese grandiose Stimmung an!“, ruft Reiseleiter Günther immer wieder euphorisch, wenn tiefschwarze Wolken über die Fjorde jagen und sich nur wenige Lichtstreifen vom Horizont auf den Wellen widerspiegeln. Die Straße rund um Island ist auch die einzige, die praktisch fast durchgehend asphaltiert ist. Trotzdem sind es gewisse Distanzen, die man zurück legt, sind doch immer wieder, beginnend schon kurz nach der Hauptstadt Reykjavik im Westen, gewaltige Fjorde zu umrunden. Aber die Zeit verrinnt wie im Flug, hängt das Auge doch permanent an der ständig wechselnden Landschaft mit bizarren Bergen, Schluchten und endlosen, saftig leuchtenden Wiesen. Außerdem sorgt auch Günther dafür, dass es nie fad wird, kann er doch tagelang über die Geschichte des Landes, die geologische Einzigartigkeit, bis zu ausführlichen Thesen über die Zusammenhänge der isländischen Mythologie mit den einzelnen Basaltgesteinsformen, oder so ähnlich, referieren. Höhepunkt sind seine Sprachkurse, da wir alles, was wir auf der Karte suchen, so aussprechen, wie´s geschrieben ist. Irrtum! Zum Gletscher Vatnajökull sagt man Vatnajöküttl, zum Ort Saudarkrokur „Söderkrokkür“. Wie man die beiden Gebirgszüge Odadahraun und Nyjabaejarafrett ausspricht, weiß ich bis heute nicht.
Nordisland ist von einer reichen Auswahl an gegensätzlichen Landschaften geprägt, von sanft bis spektakulär. Die meisten Ortschaften liegen geschützt an den Küsten und genießen die Sommersonne, teilweise rund um die Uhr. Hier im Reich der faszinierenden Mitternachtssonne erwarten Sie eindrucksvolle Naturerlebnisse. Die Region Skagafjördur bietet sanfte, grüne Landstriche vor kühlen und steilen Bergen. Hier liegt das traditionelle Herz der Pferdezucht. Heißer Tipp: Wer nach einem Pony fragt, bleibt meist zuhause. Denn die Einheimischen sind sehr stolz auf ihre Pferde, und dass diese von der Größe her biologisch nicht mehr als Ponys gelten.
Aber auch der Geschichte Islands ist man hier auf der Spur: Schmucke Grassodenhäuser warten in Glaumbaer auf, während etwas weiter nördlich der ehemalige Bischofssitz Hólar mit interessanten historischen Gebäuden liegt. Von Akureyri, der ‘Hauptstadt des Nordens’ aus, erreicht man in gut einer Stunde Fahrzeit den magischen See Myvatn - ein einzigartiges Vogelparadies, umrahmt von bizarren Lavaskultpuren und geothermischen Feldern in schillernden Farben. Weiter östlich klafft die Schlucht Jökulsárgljúfur im gleichnamigen Nationalpark, eine der drei wichtigen touristischen Stationen des Nordens, die zudem Europas mächtigsten Wasserfall Dettifoss umfasst. Die kleine Stadt Húsavík an der Bucht Skjálfandi hat sich mit erstaunlich hohen Sichtungsraten innerhalb kurzer Zeit zum Walbeobachtungszentrum Europas entwickelt.
In der Region der Höllenkrater
Weiter geht es in den Eyjafjord und zu der wichtigsten Stadt des Nordens, Akureyri. Für Wikinger- und Troll-Fans gibt es hier die besten Shoppingmöglichkeiten nach Reykjavik. Dann warten die Höhepunkte der Region: Nach dem gewaltigen Spektakel des Wasserfalls Godafoss geht es zum geheimnisvollen Myvatn, dem Mückensee. Hier lebt die Insel unter der Oberfläche - dampfende Lavafelder, spuckende und rauchende Schlammkrater, ausgetrocknete Lavaseen, deren erstarrte Skulpturen unheimliche Schatten werfen. Ein einzigartiges Farbenschauspiel bietet der Námafjall, wo man an brodelnden rötlich, schwefelig-gelben und ockerfarbenen Erdtöpfen und blaugrau blubbernden Becken entlang wandert. Bei Fehltritten ist man hier schnell gar. Nach dem äusserst aktiven Vulkan Krafla dann ein letztes Mal zum Grönlandmeer, knapp unter dem Polarkreis. Im idyllischen Fischer- und Walbeobachtungsort Husavik gibt es so richtig urige, kleine Hafenkneipen, in denen auch das Bier nicht ganz so teuer ist wie anderswo. Gute Stimmung mit fröhlichen Einheimischen sorgt dafür, dass man am nächsten Morgen beim Whalewatching durch die breite Fjordmündung jede Welle spürt. Dann heißt es aber auch noch schnell reagieren, wenn irgendwo gerade eine der riesigen Flossen für Sekunden aus dem Wasser taucht, um DAS Walfoto im Kasten zu haben.
Das weitläufige Ostisland präsentiert eine ganz besondere Vielfalt. In den Ostfjorden greift der Nordatlantik tief in das steile Bergland mit dem schmalen Küstenstreifen hinein, doch im Gebiet Hérad (rings um Egilsstadir) dominieren sanfte Ebenen, die bis an das raue Hochland und die Gletscherränder im Landesinnern heran reichen. Der Südosten wird von flachen Strandregionen geprägt und steht unter der allgegenwärtigen, beeindruckenden Präsenz von Europas ausgedehntestem Gletscher, dem Vatnajökull. Kontraste im Überfluss kennzeichnen das Wanderparadies Ostisland und seine Bergzüge mit den buntesten Steinen der Insel, den Wüsten und Islands größtem Forstbestand Hallormsstadaskógur, den Gletschern und den sanften Senken. In Borgarfjördur eystri erhebt sich - inmitten einer großartigen Landschaftskulisse - geheimnisumwoben eine der größten Elfenburgen der isländischen Volkssagen. Das Hafenstädtchen Höfn liegt im Südostwinkel und ist Ausgangsort unvergesslicher Exkursionen zur Eiskappe des Vatnajökull. Schwer ist es für uns Mitteleuropäer zu verstehen, dass inmitten der Welt aus ewigem Eis und unter einer Hunderte Meter dicken Eisdecke unbändige geothermische Kräfte liegen, die bei Vulkanausbrüchen unberechenbare Mächte frei setzen. Die Eismassen des Vatnajökull sind größer als sämtliche Gletscher der Alpen. Eindrucksvolle Abstecher zu Gletscherzungen und -seen führen als Höhepunkt zum Jökulsárlón, in dem tausende Eisberge in schillernden Blau- und Grüntönen treiben. Kühle Eindrücke der bizarren Eisberge bieten sich bei einem Spaziergang oder einer Boosfahrt. Im Nationalpark Skaftafell, einem idealen Wandergebiet, wetteifern grüne Birkenwälder und schwarze Berge mit den schimmernden Gletscherausläufern - das alles am Fuße von Islands höchstem Berg, dem beeindruckenden Hvannadalshnúkur (2.119 m). Auf der Fahrt durch den Süden passiert man dann noch zwei der schönsten unter den unzähligen Wasserfällen des Landes: den 60 Meter hohen Skogafoss und den herrlichen Seljalandsfoss, den man dank eines feuchten Rundweges in den ausgehöhlten Fels auch hinter seinem Wasservorhang beobachten kann.
In Islands Süden und Südwesten bringen Sie viele Regionen unmittelbar in Berührung mit Natur und Kultur, quasi an der Schwelle zur Hauptstadt. In etwa einer Fahrstunde gelangen Sie in völlig neue Welten, die einen Einblick in Islands Naturphänomene gewähren - raue und moosgepolsterte Lavafelder, der ‚Goldene Wasserfall‘ Gullfoss oder auch die Thermalregion beim Großen Geysir, der allen Springquellen der Welt seinen Namen verlieh. Thingvellir ist Weltkulturerbe - erst kürzlich wurde der Nationalpark Thingvellir in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Seit 930 trat das Althing, die Nationalversammlung Islands, jeden Sommer in Thingvellir zusammen. Deutliche Überreste dieses Brauches sind noch zu sehen, von den Isländern als Schrein ihres kulturellen und politischen Erbes sorgsam gepflegt. Mit der Anerkennung Thingvellirs durch die UNESCO wird bescheinigt, dass der Ort einmalige Kriterien von hoher Bedeutung für die nordisch-germanische Kultur in den Überresten der Landschaft und der Natur widerspiegelt. Thingvellir spielt in Islands Geschichte eine Schlüsselrolle. Hier war während der Blütezeit der Sitz der Obrigkeit (930 - 1262), und hier trugen sich die meisten dramatischen Ergeinnise zu, die Stoff für die Isländersagas boten. Schließlich wurde Thingvellir zum Symbol früheren Glanzes, als die Freiheitsbewegung des 19. Jhdt. gegen die dänische Kolonialmacht antrat. Die erste Verfassung, im Jahr 1874 erlangt, wurde ebenso in Thingvellir gefeiert wie das Millenium der Gründung des Althings 1930 oder die Ausrufung der modernen Republik im Jahr 1944, als die Nation in Thingvellir erneut zusammen kam. Geschichte ist aber nur ein Teil dessen, was Thingvellir bemerkenswert macht. Auch die Geologie hat es in sich: Die alte Parlamentsstätte liegt dort, wo zwei tektonische Platten zusammen treffen (besser auseinander driften), die europäische und die amerikanische. Diese Risse in der Erde liegen offen wie ein Lehrbuch der Geologie, mit Vulkanen und dem See Thingvallavatn am Horizont.
Am Ende der Rundfahrt heißt es dann Abfeiern in der quirligen Hauptstadt Reykjavík, wo im Sommer nicht nur aufgrund der fast durchgehenden Helligkeit die Nächte zum Tag werden. Im pastellfarbenen, kitschig schönen Zentrum am Hafen reiht sich ein Lokal neben das andere; wer noch keinen Islandpulli oder Plüsch-Papageientaucher hat, bekommt ihn hier in den zentralen Ladenstraßen in allen Größen und Ausführungen. Hervorragende Fisch- und Lammspezialitäten zu ebensolchen Preisen (Tipp: je weiter weg vom Zentrum, desto günstiger) lassen einen Island nochmal so richtig munden. Und wer noch Zeit hat, kann in die nahe Blaue Lagune fahren, ein milchig-blauer, 38°C warmer See mitten in einer Mondlandschaft, und in der heilenden Kieselsäure entspannen - bei jedem Wetter.
Zwischen Nord, Süd, Ost und West liegt in Island die ‘fünfte Dimension’, das weite Hochland im Landesinnern - hier zeigt sich die Natur völlig ungeschminkt mit Gletschern, Sandwüsten, kahlen Moränen, dampfenden Solfataren, Vulkanen und immer wieder - fast befremdlich wirkenden - Oasen mit subarktischer Vegetation. Zwei wichtige Schotterpisten verbinden den Norden mit dem Süden und folgen den alten, von Pferden und Menschen ausgetretenen Pfaden. Die westliche Kjölur-Route ist relativ gut befestigt und die Flüsse sind größtenteils überbrückt. Sie führt durchs Gletschervorland des Langjökull, streift das Hochtemperaturgebiet von Hveravellir, folgt dem Gletscherfluss Blandá und mündet im Norden in die Ringstraße. Eine weitere Piste durchquert die schwarzen Sandwüsten der Sprengisandur. Sie ist rau, die Flüsse sind nicht überbrückt und zudem unberechenbar. Die Sprendisandur-Piste windet sich zwischen den Gletschern Höfsjökull und Ausläufern des Vatnajökull in das enge Tal Bárdardalur hinab und führt in der Nähe des Wasserfalls Godafoss wieder ins bewohnte Land. Andere Hochlandperlen sind die Regionen rund um den Vulkan Askja, wo die größte Lavawüste der Erde - die Odádahraun oder ‘Missetäter-Wüste’ - liegt. Hier trainierten die NASA-Astronauten vor dem ersten Mondflug mit dem Mondfahrzeug - in einer wahrlich mondähnlichen Landschaft. Hier liegt Islands ‘Königin der Berge’, die Herdubreid, für viele Asgard - die kristallene Götterburg der Asen. Hier am Nordrand des Vatnajökull liegt aber auch die Bergwelt des Kverkfjöll, einer der stärksten Motoren der Kontinentaldrift. Weitere interessante Abstecher führen in die einzigartige Welt der Thórsmörk, das Land des Gottes Thor, das zwischen schützenden Gletschern herrliche Wanderwege bietet. Aber auch die Landmannalaugar mit ihren herrlich leuchtenden Rhyolithbergen lädt zu einem Besuch ein.
Ausflug zu den Papageitauchern
Ein Ausflug, der sich dank eines neuen Fährhafens bzw. eines kurzen Fluges von Reykjavík aus leicht in einem Tag machen lässt, ist bei Schönwetter unbedingt zu empfehlen: Die Insel Heimaey, weltweit berühmt geworden durch einen zerstörerischen Vulkanausbruch 1973, ist ein landschaftliches Juwel. Wanderungen auf die Vulkankrater im Osten bieten herrliche Panoramen, auch auf die durch das Erdbeben neu entstandene Nebeninsel. Beim Besteigen eines der sattgrün bewachsenen westlichen Berge kommt man einem der Lieblingstiere der Isländer ganz nah: Die Papageientaucher, putzig-bunte Vögel, die ein Muss-Fotomotiv sind, sind hier so zutraulich wie nirgendwo und bevölkern die Felsen in Massen. Es gibt so viele von ihnen, dass sie - sensible Gemüter mögen nun nicht weiter lesen - auch in den Restaurants der Inselhauptstadt als leckere Spezialität angeboten werden.
Reisezeit
Am schönsten von Anfang Juni bis Ende August.
Tipps
Unbedingt wasserdichte Kleidung und Schuhe mitnehmen. Wasserschutz auch für Fotoausrüstung. Und Gesichtscreme, denn Sonne und Sturm strapazieren die Haut.
Essen und Trinken
Restaurants meist gut, aber sehr teuer. Ami-Fastfood hat traditionellem Essen längst den Rang abgelaufen. In Supermärkten bekommt man relativ günstig Snacks und Spezialitäten (Räucherlachs!), in Alko-Shops auch Wein und Bier zu erträglichen Preisen. Island ist nicht nur näher, als Sie denken, sondern auch ganz anders! Wo sonst in der Welt können Sie die Wunder von Mutter Natur so nah beieinander sehen - eine Eiskappe und zahlreiche Gletscher, spuckende Geysire und dampfende Solfataren, Vulkane, reißende Flüsse und großartige Wasserfälle, Myriaden von Vögeln, blasende Wale kurz vor der Küste und viele andere Überraschungen? Die Sommer sind erstaunlich warm (12 - 20°C) - dazu trägt aber auch die Warmherzigkeit der Isländer bei und deren Bestreben, die eigene Kultur mit Ihnen zu teilen und Ihnen einen unvergesslichen Aufenthalt inmitten einer spektakulären Landschaft zu ermöglichen.