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KATALONIEN - REICHES KULTURERBE

VON ELISABETH KNEISSL-NEUMAYER

 
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Casa Batllo (C) Foto Julius Casa Batllo (C) Foto Julius Sagrada Familia (C) Foto Julius Barcelona, Nationalmuseum (C) Foto Julius
 

Katalonien wurde über lange Jahre in Mitteleuropa als reine Badedestination verkauft - Katalonien bedeutete Costa Brava und damit nach dem 2. Weltkrieg das erste erschwingliche Urlaubsparadies für Millionen von Sonnenhungrigen.

1992 machte Barcelona weltweit Schlagzeilen mit exzellent organisierten Olympischen Spielen, die uns Bilder einer ultra-modernen Metropole, aber auch die einzigartige Landschaft der Pyrenäen - wo einige Bewerbe angesiedelt waren - näher brachten.

Ein bis dato allerdings ausgesprochen gut gehütetes Geheimnis ist das faszinierend reiche Kulturerbe das Landes, das jeden Besucher in seinen Bann zieht.

Romanik inmitten der Pyrenäen
Wenn man die mittelalterliche Vergangenheit Kataloniens kennen lernen möchte, fährt man am besten in die einzigartigen Täler der Pyrenäen und Vorpyrenäen oder besucht das Nationalmuseum für katalonische Kunst in Barcelona - ideal wäre eine Kombination von beidem. Hier zwischen Ripoll und dem Tal von Boi sind einige der schönsten europäischen Beispiele romanischer Kunst zu finden.

Weit abgelegen - im westlichen Teil der katalanischen Pyrenäen - liegt ein enges, karges Hochtal, in dem vor ca. 1000 Jahren sieben kleine Dörfer mit neun kleinen Kirchen gegründet wurden. Die Herrscher des Tales von Boi, die Herren von Erill, waren bei den Kriegszügen gegen die Mauren reich geworden - und zeigten diesen Reichtum gottesfürchtig durch den Bau von Gotteshäusern. Dank der Abgeschiedenheit des Tals sind nicht nur die schönen Bauten - mit norditalienischem Einfluss - erhalten geblieben, sondern auch die grandiosen Fresken aus dem frühen 12. Jhdt., die die Kirchen bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts schmückten. Aus Angst vor Vandalismus (die Kirche wurde bei den unter der bitteren Armut leidenden Bauern mit der verhassten Staatsgewalt oftmals gleich gesetzt) ließ damals das Nationalmuseum mit einer neuen Technik die eindrucksvollsten Freskenzyklen abnehmen - heute sind sie im Museum in Barcelona zu bestaunen. Die farbenprächtigen wunderbaren Malereien, die Fachleute in der ganzen Welt begeistern, führten im Jahr 2000 zur Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Für uns lässt sich schwer erahnen, was die Künstler, die diese einzigartigen Arbeiten von erdachten und erträumten Wesen geschaffen haben, empfunden haben - viele sahen in den Kirchen Türen zu einer anderen Welt, in der Realität und Fantasie miteinander verschmelzen konnten. Und haben uns damit zahlreiche Rätsel hinter lassen - u.a. auch das Rätsel, wieso innerhalb von nur 2 Tagen in dem kleinen Dorf Taüll zwei der schönsten Kirchen des Tales fertig gestellt und eingeweiht wurden. Ein weiteres Glanzlicht romanischer Kunst liegt in den Vorpyrenäen - das Benediktinerkloster Ripoll. Das reichskulptierte Westportal der Klosterkirche stellt eine großartige Bibel aus steinernen Bildern dar - und gibt uns wieder einige Rätsel zu lösen.

Ebenfalls beeindruckend sind die ummauerten Städte wie Montblanc, Pals oder Peratellada, die noch bestens die Stimmung des Mittelalters bewahrt haben. Burge, Türme, Wachtürme und befestigte Städte bilden eine regelrechte Befestigungslinie, wo einst die Grenze zur islamischen Welt verlaufen ist.

Katalanische Gotik
Die Gotik ist in Katalonien vor allem eine Kunst der Städte - der Stil, in dem die großen Profanbauten errichtet wurden: der Palau de la Generalitat in Barcelona oder die Drassanes, die besterhaltene mittelalterliche Schiffswerft Europas. Der gotische Stil ist zudem vorherrschend bei Kathedralen und Basiliken, wie Santa Maria del Mar in Barcelona - und er ist der 'staatstragende' Stil der einzigartigen Klöster entlang der 'Zisterzienser-Route', wie Poblet oder Santes Creus, die inmitten einer herrlichen friedvollen Landschaft liegen.

Das Kloster Poblet ist gleichermaßen Symbol des Sieges über die Mauren, prachtvollst gestaltete Grabstätte der Könige von Katalonien und befestigte Klosterstadt - alleine die Mauern, die die Anlage bewachen, messen 1,5 km Länge. Als es 1150 gegründet wurde, hatten sich gerade durch Heirat die Königshäuser Katalonien und Aragon vereinigt. Rasch wuchs das Kloster und umfasste im 14. Jhdt. mehr als 60 Dörfer mit den dazu gehörenden Landbesitzungen. Der Reichtum floss zum wesentlichen Teil in die Ausgestaltung der Klosteranlagen, die den strengen Stilvorlagen der Zisterzienser folgten.

Auf den Spuren der Moderne
Die Industrialisierung und der wirtschaftliche Aufschwung Kataloniens gaben in der Zeit Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Anlass zu einer kulturellen Wiederbelebung, die von Architekten wie Lluis Domènech i Montaner oder Antoni Gaudi in Stein umgesetzt wurde. Gaudi, dessen Bauwerke Casa Batlló, la Pedrera oder Sagrada Família Weltruhm erlangt haben, war am radikalsten in seinem Erneuerungswillen. Wenn man die Architektur des katalanischen Jugendstils (Modernisme) kennen lernen möchte, wird man eine Welt der Formen entdecken, die frei nach der Natur geschaffen wurden, einen Stil, der Fantasie und Sinnlichkeit miteinander verbindet, handwerkliche Techniken mit den Errungenschaften der modernen Architektur. Im katalanischen Jugendstil wurden Fabriken und öffentliche Gebäude sowie zahlreiche Privathäuser und Sommerresidenzen errichtet.

Katalanisches Genie Dalí
Der in Figueres geborene Künstler hätte 2004 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Dalís Aktivitäten als Künstler waren vielfältig - er beschäftigte sich mit Porträtkunst, Kubismus und Landschaftsmalerei. Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts fand er unter dem Einfluss der Freud'schen Lehre den Zugang zu Traumdeutung und Sexualität. Seine Werke waren vor allem in den USA sehr populär, wo er in den 40er Jahren mit seiner Frau Gala lebte. In seinen späten Jahren kehrte er nach Figueres zurück, wo er das Theater aufkaufte und in ein surrealistisches Museum umwandelte, in dem er auch begraben liegt.

 
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